Frühstück bei Herzogs

Saarbrücken · Sie ist eine „alte“ Kämpferin für Kultur. Marga Herzog gründete das Dudweiler Statt-Theater mit und saß für die SPD im Kulturausschuss. Beim Ophüls-Preis betreibt sie ganz konkrete Kulturförderung. Sie beherbergt Filmschaffende und hat „ihren“ Wettbewerbsfilm sogar mitfinanziert. Wir trafen sie und ihren Gast gestern im Kino.

 Marga Herzog (links) und Anne Haug gestern morgen im Festivalkino Cinestar. Hier hatte Haugs Film „Männer zeigen Filme & Frauen ihre Brüste“ Festival-Premiere. Foto: Dietze

Marga Herzog (links) und Anne Haug gestern morgen im Festivalkino Cinestar. Hier hatte Haugs Film „Männer zeigen Filme & Frauen ihre Brüste“ Festival-Premiere. Foto: Dietze

Foto: Dietze

Im Film "Männer zeigen Filme & Frauen ihre Brüste" ist Anne Haug in der Rolle der Nachwuchsregisseurin Isabelle Suba, die zum Filmfestival nach Cannes eingeladen wird, meistens genervt. Ihr Produzent hat ihr nicht nur einige wichtige Branchen-Termine vermasselt. Weil die Hotelzimmer teuer und knapp sind, nötigt er sie nicht nur, mit ihm ein Doppelbett zu teilen, sondern hat auch noch eine ihr fremde Kollegin im Zimmer einquartiert.

Geradezu fürstlich logiert Anne Haug im Vergleich dazu derzeit in Saarbrücken. Denn die (real existierende) Regisseurin Suba, die der Schweizer Schauspielerin im Film ihre Identität überlässt, überlässt ihr beim Festival Max Ophüls Preis ihr Bett. Und das ist auch noch kostenlos, samt Frühstück.

Es steht in der Wohnung von Marga Herzog. Seit vier Jahren bietet sie zur Festivalzeit Jungfilmerinnen in ihrem Gästezimmer in Dudweiler Quartier. "Das hat sich in Berlin offenbar herumgesprochen", erzählt Herzog vergnügt. "Die Filmleute melden sich von sich aus bei mir und schicken mir ihre Kolleginnen". Vor zwei Jahren beherbergte sie Regisseurin Suba, im Vorjahr wohnte die Akteurin, die im Film Anne Haugs Hotelzimmer teilte, bei ihr, und morgen erwartet sie eine dritte Darstellerin des Films, Eva Bay.

Soviel Service wie von Herzog erlebe man bei andern Festivals nicht, lobt Haug. Denn die 68-Jährige lässt es sich nicht nehmen, ihre Gäste mit dem Auto zum Festivalkino zu chauffieren und gibt ihnen sogar Taxigeld, damit sie in der Nacht, wenn kein Bus mehr fährt, sicher zu ihr zurückfinden. "Ich weiß ja, wie knapp junge Künstler bei Kasse sind", winkt Herzog nur ab. Sie hat, zusammen mit ihrem verstorbenen Mann Axel Herzog, einst das Dudweiler Statttheater mitbegründet und sich auch als SPD-Stadträtin viele Jahre für Kultur eingesetzt.

Bei der ersten Aufführung des Wettbewerbsbeitrags gestern Morgen wirkte Herzog fast so nervös wie Haug. "Ich fühle mich dem Film auch deshalb nah, weil ich ihn mitgesponsert habe", verrät die Dudweilerin. 8 000 Euro wollte das Filmteam via Crowdfunding auftreiben. "Fast 10 000 Euro kamen so schließlich zusammen", berichtet Haug.

"Männer zeigen . . ." ist der zweite Film, für den sie vor der Kamera steht, in erster Linie spielt 29-Jährige Theater, abwechselnd in der Schweiz und Berlin, wo sie in den Sophiensälen sogar eine eigene Comedy-Serie bestreitet. Und wie im Film wünscht sie sich auch in der Realität: mehr Macht für Frauen im Kino und besser Rollen.

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