Frauenquote sorgt für Knatsch im Ausschuss

Saarbrücken · Die Frauen-Organisation Zonta, ein Serviceklub, will 17 000 Euro zu einer Skulptur auf der Berliner Promenade beisteuern. Die Bedingung: Das Geld gibt es nur, wenn die Stadt ausschließlich Frauen zum Wettbewerb einlädt.

Darf die Stadt Frauen bei Kunstprojekten bevorzugen? Darf sie bei einem Realisierungswettbewerb für eine Skulptur im öffentlichen Raum auch mal die Frauenquote auf 100 Prozent hochsetzen? Darüber gerieten sich die Stadtrats-Fraktionen im Kulturausschuss in die Haare. Der Anlass: Die Stadt will für den neu entstehenden Platz auf der oberen Berliner Promenade eine Skulptur entwerfen lassen. Sie entspricht damit einer alten Forderung der städtischen Kunstkommission, bei Großbauprojekten Kunst im öffentlichen Raum einzubeziehen. Auch wenn das entgegen den städtischen Richtlinien nun erst in der Endphase der Planungen geschieht. Entsprechend den Richtlinien wiederum richtet die Stadt dafür einen Künstlerwettbewerb aus.

Und nun kommt der Saarbrücker Zonta-Club ins Spiel. Die Frauen-Organisation Zonta setzt sich weltweit und auch auf lokaler Ebene für Gleichberechtigung ein. Die Saarbrücker Zonta-Frauen haben sich bereiterklärt, die Anschaffung einer Skulptur für den sogenannten "Schifferstraßenplatz" mit 17 000 Euro zu sponsern. Dabei haben sie zur Bedingung gemacht, dass zum Künstlerwettbewerb nur Frauen eingeladen werden und die Jury überproportional weiblich besetzt wird. Anders als das Kulturdezernat, das sich mit den Zonta-Frauen bereits einig war, zeigte sich Friedhelm Fiedler von der FDP über diese Bedingungen entrüstet. Er sei sowieso schon "sauer", schimpfte er, weil er finde, dass Baudezernentin Rena Wandel-Hoefer den Kulturausschuss in Sachen Berliner Promenade "bevormunde". Als Liberaler könne er diese Einschränkung nicht akzeptieren. Dass Zonta auch noch vorgebe, dass sogar die Jury vorwiegend weiblich besetzt sein soll, gehe ihm "über die Hutschnur". "Es geht hier um ein Gerechtigkeitsdefizit", sagte Claudia Willger (Grüne), denn Kunstwerke von Frauen seien im öffentlichen Raum unterrepräsentiert. "Deshalb muss das so sein und hat mit liberal oder nicht liberal nichts zu tun." Dass für das Sprühkunstwerk am Römerkraftwerk ausschließlich männliche Künstler ausgesucht wurden, habe offensichtlich niemanden gestört. Ob die Vorgabe juristisch anfechtbar sei, wollte Michael Jung (CDU), Fiedler beispringend, wissen. Nein, sei sie nicht, versicherte Kulturdezernent Erik Schrader. "Warum diskutieren wir jetzt eigentlich?", meldete sich Elke Masurek (CDU) zu Wort. Denn man habe den Tagesordnungspunkt doch vertagt. So wisse man wenigstens, dass noch viel Diskussionsbedarf bestehe und habe Zeit, das in den Fraktionen zu klären, sagte Schrader zufrieden. Nach der Sommerpause werde das Thema wieder aufgenommen.

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