Förderschulen sollen offen bleiben

Saarbrücken · Der Gesetzentwurf zur Inklusion des Vereins „Miteinander Leben Lernen“ hat heftige Kritik, unter anderem bei Lehrern und Sonderpädagogen provoziert. Unterstützung erhält der Verein von Grünen und Linken.

Der Gesetzentwurf zur Inklusion des Vereins "Miteinander Leben Lernen " (MLL) stößt auf breite Kritik . Der Verband hatte unter anderem gefordert, die Förderschulen auslaufen zu lassen (die SZ berichtete). Das kritisiert der Saarländische Lehrerinnen- und Lehrerverband (SLLV) scharf: Man müsse den Eltern behinderter Kinder das Recht zugestehen, zu wählen, ob ihr Kind auf eine Förder- oder eine Regelschule geht. Solange es keine zusätzlichen Mittel für Regelschulen gebe, gebe es dort keine guten Rahmenbedingungen für inklusive Beschulung, sagte Michaela Günther, Vize-Vorsitzende des SLLV.

Ähnlich sieht das der Verband Sonderpädagogik im Saarland (VDS). Man dürfe den Eltern das Wahlrecht nicht absprechen, betont Erich Schwarz, VDS-Vorsitzender: "Das ist ein Schlag ins Gesicht all dieser Eltern , die sich um die richtige schulische Förderung ihrer Kinder sorgen." In der UN-Behindertenrechtskonvention werde zudem nirgendwo die Abschaffung der Förderschulen gefordert. Kritik äußerte auch die CDU-Landtagsfraktion . Die Wahlmöglichkeit der Eltern müsse erhalten bleiben, teilten die Abgeordneten Gisela Rink und Hermann Scharf mit. Dies sei auch im Koalitionsvertrag von CDU und SPD festgeschrieben. Förderschulen garantierten zudem die individuelle Förderung behinderter Kinder und böten diesen einen Rückzugsraum.

Die Lebenshilfe Saar nennt das Vorgehen des Vereins MLL kontraproduktiv. Zwar sei auch die Lebenshilfe mittelfristig an der Abschaffung der Förderschulen interessiert. "Eine entsprechende Bereitschaft in der Elternschaft muss aber erst heranwachsen und sollte nicht mit dirigistischen Maßnahmen verordnet werden", sagte Landeschef Bernhard Müller. Eine bundesweite Allensbach-Studie habe gerade erst gezeigt, dass sich rund Dreiviertel aller Eltern für den Erhalt von Förderschulen aussprechen.

Unterstützung erhält der Verein MLL von Grünen und Linken: Der Vorschlag gehe in die richtige Richtung. Damit die Inklusion gelinge, müsse die Landesregierung jedoch den Abbau von Lehrerstellen stoppen, so Klaus Kessler (Grüne). Stattdessen müssten zusätzliche Förder- und Regelschullehrer eingestellt werden. Eine Forderung, die auch die Linke stellt: "Wir brauchen zusätzliche Förderlehrer und eine sonderpädagogische Grundversorgung an allen Regelschulen sowie kleinere Klassen mit mehr individueller Betreuung", sagte Barbara Spaniol (Linke).

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