Flüchtlinge haben bald 100 Helfer mit Herz

Saarbrücken · Sie sind Ärzte, Arbeiter, Architekten oder Handwerker und wollen, dass Saarbrücken Flüchtlingen eine neue Heimat wird. Und sie suchen Verstärkung. Wer arabisch oder eine eriträische Sprache spricht, sollte sich umgehend melden.

87 Männer und Frauen stehen in Saarbrücken Flüchtlingen zur Seite. Ehrenamtlich und als Mitglieder eines noch jungen Helfernetzes. "Ankommen" heißt es. Wenn die ersehnte Verstärkung so schnell kommt wie bisher, ist die Hundertermarke bald erreicht. Wer bei "Ankommen" mitmacht, hört zu, tröstet, ermuntert, geht mit aufs Amt oder zum Arzt. Sie sind da für Menschen, die oft furchtbare Erinnerungen an Krieg und Flucht mit sich schleppen. Sie sehen, wo sich vor Neuankömmlingen Hürden türmen und räumen sie weg. Sie tun das alles in ihrer Freizeit und unbezahlt. 37 Mitglieder zählte dieses Helfernetz beim Start im März 2014. Einem Start, an dem das Zuwanderungs- und Integrationsbüro (ZIB) und seine Leiterin Veronika Kabis erheblichen Anteil hatten. Wie dieses Helferteam wuchs, was es eigenständig, engagiert und einfallsreich auf die Beine stellt, das beeindruckt Hans-Joachim Müller tief. Der Präsident der Landesarbeitsgemeinschaft "Pro Ehrenamt", weiß noch gut, wie alles nach einem Anruf von Kabis anfing. Damals musste Saarbrücken aus dem Stand weiteren 80 Männern, Frauen und Kindern aus dem Lager Lebach helfen, in der Stadt Fuß zu fassen. Auf vielen Kanälen, sei es per Telefonat, Mail oder Facebook , begann die Suche nach Helfern. Heraus kam die Startmannschaft für "Ankommen".

"So eine Initiative habe ich in meiner langjährigen Laufbahn noch nicht erlebt", sagt Müller voller Anerkennung über die Menschen, die Ideen und Tatkraft bündeln. Sein Helfernetz arbeitet aber nur in Saarbrücken . Schon bald sollen sich weitere Menschen aus den umliegenden Kommunen im Regionalverband zusammentun, damit Flüchtlinge gut im neuen Leben ankommen. Ohne erfahrene Begleiter, die die Arbeit aufeinander abstimmen und dafür viel Zeit aufbringen, geht das nicht. In Saarbrücken erledigt das die Projektkoordinatorin Suvada Kadic.

Sie weiß nur zu gut, wie wichtig es ist, gut anzukommen, schnell Fuß zu fassen. Kadic entging 1995 mit der Flucht nach Deutschland den Schrecken des Bosnienkrieges. Seither tut sie viel, damit andere hier ebenfalls Fuß fassen können. Das hat sie mit anderen aus dem Team gemeinsam, die ebenfalls fliehen mussten.

Sie alle ziehen am kommenden Samstag im evangelischen Gemeindezentrum am Schafbrücker Lorenzberg eine Zwischenbilanz. Außerdem ist es eine gute Gelegenheit, sich mit neuen Gesichtern vertraut zu machen. So schnell wie die Gruppe wuchs, kennt eben noch nicht jeder jeden. Außerdem ist dann eine gute Gelegenheit, die neue Internet-Arbeitsplattform des Helfernetzes kennenzulernen. Kadic: "Eine Studentin hat sich darum gekümmert, ehrenamtlich wohlgemerkt."

Computer hin oder her: Für Müller und Kadic steht fest, dass so viel ehrenamtlicher Einsatz jemanden braucht, der das Ganze im Blick hat, steuert, viel Zeit und Arbeit investieren kann. Das kostet Geld. Die 6000 Euro Anschubfinanzierung aus dem Bundesprogramm "Toleranz fördern - Kompetenz stärken" sind aufgebraucht. Damit die Arbeit erst mal weitergehen kann, kam aus dem Sozialministerium eine 4900-Euro-Geldspritze. Und bald kann auch der Regionalverband die Arbeit für Flüchtlinge finanziell fördern. Doch ob in Saarbrücken oder im Umland: Ehrenamtliche machen "Ankommen" zum Erfolg. Nicht zuletzt jene, die Sprachhürden wegräumen. "Wir suchen noch Dolmetscher für Arabisch und die neun eriträischen Sprachen." Sind sie erst mal im Helfernetz, ist die Hunderter-Marke übersprungen.

Kontakt: Wer mitmachen möchte, melde sich bitte unter

Ankommen@pro-ehrenamt.de

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