Flagge zeigen für die Pflege

Sulzbach · Am Knappschaftskrankenhaus in Sulzbach hat am Montag, zum Internationalen Tag der Pflege, die Gewerkschaft Verdi auf ernste personelle Engpässe aufmerksam gemacht. Zu wenig Pflegekräfte seien gefährlich für die Patienten und schlecht für die Beschäftigten.

 Rund 70 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zeigten gestern Flagge vor ihrer Klinik. Foto: Thomas Seeber

Rund 70 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zeigten gestern Flagge vor ihrer Klinik. Foto: Thomas Seeber

Foto: Thomas Seeber

Hans Ruge, Betriebsrat im Klinikum Sulzbach, ist sauer. Denn obwohl die Kliniken finanziell ausbluten und die Qualität der Pflege sinke, werde nur noch ans Kostensparen gedacht. "Der administrative Aufwand wird immer mehr, denn was nicht dokumentiert ist, kann nicht abgerechnet werden", klagt Ruge. "Wir versorgen immer mehr Patienten und bekommen dafür nicht mehr Geld." Die komplizierten und unverständlichen Regelungen bei der Abrechnungspraxis im Gesundheitswesen beschäftigten zwar ein ganzes Heer von Controllern, doch das gehe zu Lasten des übrigen Personals und der Patienten und könne so nicht hingenommen werden. "Heute läuft der Wettbewerb zwischen den Krankenhäusern über Personaleinsparungen", sagt der Betriebsrat im Klinikum.

Anlässlich des immer größeren Drucks auf das Personal hat die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi mit einem Aktionsprogramm reagiert. Michael Quetting, Gewerkschaftssekretär für Verdi in der Region Saar und Trier stellte am Montag vor rund 70 Beschäftigen der Sulzbacher Klinik fest: "Die Krankenhäuser sollen nicht gegeneinander arbeiten." Dazu beitragen könne die Zusammenlegung aller Kliniken an der Saar zu einem "Verbund-Klinikum Saar". Um auf die schlechte Situation in den Krankenhäusern hinzuweisen, hat Verdi in Sulzbach während der Kundgebung ein Plakat direkt am Eingang dauerhaft platziert.

Den Mitarbeitern des Krankenhauses spricht die Aktion der Gewerkschaft aus dem Herzen. Etwa dem Pfleger Peter Klein. "Ich gehe hier mit einem schlechten Gefühl raus", sagte der 45-Jährige. Zwischen den Pflegekräften bleibe keine Zeit mehr für die notwendige Kommunikation, so hoch sei der Druck. Klein gibt zu bedenken: "Wir arbeiten mit Menschen." Sobald irgendetwas Ungeplantes dazwischenkomme, werde es zeitlich eng, die Versorgungsqualität sinke - zu Lasten der Patienten. Auch Sieglinde Grarsch, die Leiterin des Labors sieht dringenden Handlungsbedarf: Für ihre 24 Mitarbeiter, die in den Bereichen Labor und EKG arbeiten, brauche sie Verstärkung. Doch eine neue Mitarbeiterin sei kaum zu finden. Derzeit führt Grarsch Gespräche, doch eine interessierte neue Mitarbeiterin etwa müsse überhaupt erst einmal im Herbst ihr Examen in Homburg bestehen. Dabei werde es zunehmend kritisch. "Wir sind total überaltert", beklagt Sieglinde Grarsch.

Schon jetzt gebe es Schwierigkeiten, genügend Personal im Schichtbetrieb des Labors zu haben, sobald eine der 24 Mitarbeiterinnen erkranken würde. Auch das Thema Mehrarbeit stelle sich auf unangenehme Weise. Ob Küchenkräfte, Mitarbeiterinnen der Reinigung, Pflegekräfte und sogar die Ärzte: "Alle sind über ihr Limit hinaus", sagte Gewerkschafter Quetting.

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