Filmfest lässt die Kassen klingeln
Saarbrücken · Der Januar ist für die Gastronomie ein schwieriger Monat. Da kommt jedes Ereignis gerade recht, das Gäste in die Häuser bringt. Saarbrückens Wirte und Hoteliers sind froh, dass Filmer und Fans während des Ophüls-Festivals Betten und was Leckeres auf dem Teller brauchen.
Für das Zitieren deutscher Sprichwörter ist es der ansonsten sehr wortgewaltige Kellner eines italienischen Restaurants in der Innenstadt nicht bekannt. Was damit gemeint ist, dass man einen Löffel haben muss, wenn es Brei regnet, dürfte er aber jetzt wissen. Diese Woche hat es für viele Saarbrücker Gastronomen und Hoteliers nämlich Brei geregnet. Das Filmfestival "Max Ophüls Preis" hat ihnen gute Umsätze beschert.
Das Festival bringe "spürbar Gäste in die Stadt", sagt Frank Horath, der Geschäftsführer des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga) im Saarland. Gerade im Januar sei das Festival "ein ganz wichtiger Faktor für Saarbrücken, weil kurz nach Weihnachten und wegen des eher miesen Wetters" die Umsätze deutlich zurückgehen, erklärt Horath.
Das Geld bringen nicht nur die Kinogänger aus Saarbrücken und Umgebung, die nach dem Film noch etwas essen und trinken gehen.
Rund 1000 Leute stehen auf der Liste der akkreditierten Festivalbesucher. Das sind Menschen, die sich in diesen Tagen aus beruflichen Gründen in Saarbrücken aufhalten, weil sie in der Filmbranche tätig oder etwa Journalisten sind.
Letztere bringen nicht nur Geld in die Kassen von Handel, Hotels und Gastronomie. Sie sorgen im besten Fall dafür, "dass Saarbrücken vorkommt" in den deutschen und europäischen Medien - "positiv vorkommt", wie Horath betont.
Im vergangenen Jahr wurde Saarbrücken in Zeitungen, Fernsehmagazinen und auf Internetportalen immer wieder genannt, wenn es darum ging, das Problem der ausufernden Prostitution zu beschreiben, sagt ein Saarbrücker Wirt. Da tue es schon gut, wenn jetzt etwa ein Fernseh-Morgenmagazin Bilder vom Filmfestival in die Republik trägt.
Mit Blick auf diese Berichterstattung sagt auch Susanne Renk von der saarländischen Tourismuszentrale: "Für Saarbrücken und das Saarland ist das Filmfestival eine wertvolle Veranstaltung. Durch so ein positives, außergewöhnliches Ereignis entsteht ein Image für eine Region." Ausgerechnet hat die Tourismuszentrale es nicht, aber es sei klar: Eine Werbekampagne, die Ähnliches für das Saarland bewirken könne, wäre unbezahlbar. Deshalb seien die 329 000 Euro, die die Stadt jedes Jahr für ihr Festival bezahlt, gut angelegtes Geld, heißt es im Rathaus. Und deshalb sei sie so froh, dass öffentliche Unternehmen wie die Sparkasse und die Versorgungs- und Verkehrsgesellschaft Saarbrücken (Stadtwerke und Saarbahn) das Festival als Sponsoren unterstützen, sagt Oberbürgermeisterin Charlotte Britz.
Es gehe darum, Saarbrücken für eine Woche zur Bühne für den deutschsprachigen Nachwuchsfilm zu machen. Und darum, "eine Stadt und ihr Lebensgefühl" zu vermitteln.
Das gelinge ganz gut findet die Tourismusfachfrau Susanne Renk. Nicht nur, weil Sternekoch Jens Jakob beim Festival-Empfang der Stadt Häppchen serviert. Auch dass viele Gewerbetreibende durch die Dekoration ihrer Läden "Stimmung schaffen", sei "sehr wichtig".
Dieses Engagement zahle sich aus. Der Kellner des italienischen Restaurants in der Innenstadt beschreibt es so: Plötzlich ging die Tür auf, und ganz viele Menschen kamen in seinen Laden - Festivalbesucher aus dem benachbarten Hotel. Er habe mit so vielen Menschen nicht gerechnet, sonst hätte er sicher nicht allein im Laden gestanden. Aber er habe den Filmleuten gezeigt, wie auch ein einzelner Kellner in Saarbrücken für Pizza und gute Stimmung sorgen kann.
