Filme, die unter die Haut gehen

Saarbrücken · Kurator Dieter Wieczorek eröffnete das Festival im Achteinhalb. Wieczorek will keine leicht verdauliche „Schonkost“ zeigen, sondern die Zuschauer auf „inneren Reisen, zu Erinnerungsfragmenten“ schicken.

Beim Start der „signes de nuit“: (v.l.) Gerd R. Meyer, Martin Hermann, Festival-Kurator Dieter Wieczorek, Ingrid Kraus und Michael Jurich. Foto: Astrid Karger

Beim Start der „signes de nuit“: (v.l.) Gerd R. Meyer, Martin Hermann, Festival-Kurator Dieter Wieczorek, Ingrid Kraus und Michael Jurich. Foto: Astrid Karger

Foto: Astrid Karger

Der Kurator ist extra aus Paris angereist. Dieter Wieczorek, 1957 in Westfalen geboren, arbeitet und lebt als Kultur-, insbesondere Filmkritiker in Paris, dort gründete er 2003 das internationale Filmfestival "Signes de nuit" - "Zeichen der Nacht".

Wieczorek wählt die Filme aus, er findet sie auf anderen Festivals, oder sie werden ihm zugesandt. 2013 wurde auf der Berlinale mit Filmhauschef Michael Jurich die Idee geboren, einen deutschen Standort aufzunehmen.

Bereits im Oktober 2013 gaben "Signes de nuit" ihr Saarbrücker Debüt. Dieses Jahr sind das Filmhaus in der Mainzer Straße und das Kino Achteinalb im Nauwieser Viertel gemeinsam Veranstalter.

Zum Auftakt im Kino Achteinhalb begrüßt Wieczorek Juroren und Gäste. Es könne gar nicht zu viele Filmfestivals geben, seien sie doch einer der raren Orte, an denen man von kommerziellen Gesichtspunkten abweichende Filme sehen könne. "Käfigfilm" nennt er Filme , die "genau kalkulieren, was der Zuschauer empfinden oder antizipieren soll". Statt leicht verdaulicher "Schonkost ," vorhersehbarem "Gefühlsset" und "Wirklichkeitssuggestion" möchte er die Zuschauer auf "inneren Reisen, zu Erinnerungsfragmenten" schicken. Narrativ, linear erzählend wie Kinderfilme, müssten diese nicht sein, heikle Themen aus aller Welt sind ausdrücklich erwünscht. Vier Langfilme und 39 Kurzfilme werden bis zum 1. Juli vorgestellt. Individualität, Besonderssein thematisiert der Eröffnungsfilm "The Stranger". Die Geschichte eines modernen Eremiten. Das Kurzfilmprogramm am Samstag streift in knapp 100 Minuten äußere wie innere Welten, von obdachlosen Jugendlichen in Kuala Lumpur geht es zum Liebesspiel in eine finnische Waldhütte. Das durch DDR-Haft brüchig gewordene Leben eines Mannes wird erzählt.

Buschlandschaft oder Wüste, reale Not und Freude oder Traum und Illusion, immer sind es Bilder, die einen treffen können, wie eine plötzliche Lichtstimmung, Bilder, die nicht auf der Leinwand enden, sondern forttragen in innere Bilder.

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Auf einen BlickVorstellungen im Kino Achteinhalb , Nauwieser Str. 19, Tel. (0681) 3908880: bis Sonntag, 28. Juni.Vorstellungen im Filmhaus, Mainzer Str. 8, Tel. (0681) 936740, Montag, 29. Juni, bis Mittwoch, 1. Juli, Kasse ab 17 Uhr, Tel. (0681) 372570. Einzelkarte: 5 oder 6 Euro, Fünferkarte: 20 oder 25 Euro. Infos: www.signesdenuit.com ask

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