Fernwärme: Wut und Empörung

Saarbrücken. Wut und Empörung klangen bei fast allen Wortmeldungen durch, als am Montagabend rund 200 Fernwärmekunden im Saal der katholischen Gemeinde St. Augustinus auf dem Eschberg über ihre Geschäftsbeziehungen zum Fernwärmelieferanten Energie SaarLorLux (ESLL) und zum Fernwärmetransporteur Stadtwerke Saarbrücken (SWS) diskutierten

Saarbrücken. Wut und Empörung klangen bei fast allen Wortmeldungen durch, als am Montagabend rund 200 Fernwärmekunden im Saal der katholischen Gemeinde St. Augustinus auf dem Eschberg über ihre Geschäftsbeziehungen zum Fernwärmelieferanten Energie SaarLorLux (ESLL) und zum Fernwärmetransporteur Stadtwerke Saarbrücken (SWS) diskutierten. Die Bürger sind erbost über die Art, wie ESLL und SWS mit ihnen umgehen.

Die Interessengemeinschaft Eschberger Fernwärmekunden (IEF) hatte die Versammlung einberufen - und nach eigenen Angaben auch die ESLL eingeladen sowie die Vertreter des Stadtrates im ESLL-Aufsichtsrat samt Oberbürgermeisterin Charlotte Britz, SPD, die stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende von ESLL. Weder ESLL noch Britz oder die übrigen Aufsichtsratsmitglieder kamen.

Hauptthema der Versammlung waren die neuen Fernwärmeverträge, die ESLL Anfang Dezember komplett ausgefüllt an ihre Kunden verschickte - mit der Bitte, die Verträge zu unterschreiben und zurückzuschicken. Aber etliche Kunden fühlten sich von dem neuen Vertrag überfordert, schickten ihn nicht zurück - und erhofften sich von der Versammlung am Montag eine griffige Empfehlung, wie sie sich weiterhin verhalten sollten. Die allerdings gab es nicht.

Aber die Sprecherin der IEF, Marlene Hoffmann, und Gertrud Truar von der Verbraucherzentrale erklärten, ihrer Meinung nach sei es sinnvoll, den Vertrag noch nicht zu unterschreiben und abzuwarten, wie das Bundeskartellamt die spektakulären Preiserhöhungen von ESLL im Jahr 2008 beurteilt. Diese Preiserhöhungen hatten 2009 zur Gründung der IEF geführt. Deren Mitglieder weigerten sich, die neuen Preise zu bezahlen. IEF und Verbraucherzentrale brachten den Fall vors Kartellamt - und das Amt kündigte seine Stellungnahme dazu für April 2010 an. Hoffmann und Truar meinen, frühestens wenn der Spruch des Kartellamtes vorliegt und ESLL erste Rechnungen für 2010 verschickt habe, sei eine endgültige Entscheidung über das weitere Vorgehen und damit auch über die neuen ESLL-Verträge sinnvoll.

Ein Fernwärmekunde berichtete, er sei bei ESLL gewesen und habe sich erkundigt, was passiert, wenn er den neuen Vertrag nicht unterschreibt. Eine Mitarbeiterin von ESLL - so versicherte der Kunde - habe ihm geantwortet, dann solle er den neuen Vertrag einfach als Information über seine neue Geschäftsbeziehung betrachten. Diese Schilderung untermauerte eine weitere Fernwärmekundin, die versicherte, ESLL habe ihr gesagt, der neue Vertrag erlange "stillschweigende Gültigkeit".

Eine andere Frage, die am Montag mehrfach auftauchte, formulierte ein Bürger folgendermaßen: "Gibt es die Möglichkeit, dass wir Kunden uns vom Fernwärmenetz abkoppeln und uns eine eigene Heizung einbauen?" Auch auf diese Frage wusste niemand eine Antwort. Hoffmann versprach, die IEF werde dazu recherchieren. Auch die SZ tut's.

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von der Stadt

Von SZ-Redakteur

Jörg Laskowski

Blamabel: Rund 200 verunsicherte Fernwärmekunden bleiben auf brennenden Fragen sitzen, weil die Stadt es nicht nötig hat, einen kompetenten Vertreter zu schicken. Aber dazu wäre die Stadt verpflichtet - nicht ESLL. Die Stadt ist für die öffentliche Daseinsvorsorge verantwortlich. Und wenn sie schon 49 Prozent vom ESLL-Profit kassiert, ohne etwas dafür zu tun, dann sollte sie sich wenigstens um ihre Bürger kümmern, wenn die mit ESLL in Streit geraten.

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