„Fernsehgesicht“ mit Köpfchen

Saarbrücken · Manchmal beschert das Internet schöne Überraschungen. Wir haben über die Suchmaschine Google nach Menschen gesucht, die in Saarbrücken geboren und in aller Welt künstlerisch aktiv sind. Und haben Erstaunliches gefunden. In loser Folge stellen wir deshalb nun interessante Menschen vor, die einst in Saarbrücken zu Hause waren. Heute einer, den viele hier gut kennen: Gregor Weber, Schauspieler und Autor.

 Gregor Weber hat die beiden „Stefans“ hinter sich gelassen. Heute realisiert er ambitionierte Buchprojekte. Foto: Stephanie Füssenich

Gregor Weber hat die beiden „Stefans“ hinter sich gelassen. Heute realisiert er ambitionierte Buchprojekte. Foto: Stephanie Füssenich

Foto: Stephanie Füssenich

Gregor Weber zählt zu den bekanntesten saarländischen Schauspielern. Sein "Tatort"-Kommissar Stefan Deininger ist unvergessen, seine Rolle als Stefan Becker aus der Serie "Familie Heinz Becker" ist Kult. Dabei hat Gregor Weber , 1968 in Saarbrücken geboren, das Saarland schon als Student verlassen und lebt heute mit seiner Frau und zwei Kindern in Bayern, in der Nähe von München. "Eigentlich war ich ein totaler Spätzünder, was die Schauspielerei betrifft. Ich wollte sogar zuerst Musiker oder Kapitän werden", erzählt er lachend. Erst während des Studiums an der Universität in Saarbrücken steht er auf einer Bühne, ist aber sofort begeistert. "Dann habe ich Nägel mit Köpfen gemacht und habe an der Schauspielschule in Frankfurt studiert".

In dieser Zeit erhielt er auch seine Rolle in der Serie "Familie Heinz Becker". "Dass der Stefan gut ankam, das lag daran, dass die Rolle so gut geschrieben war. Sie war eine richtige Figur", sagt er zu seinem Erfolg. Bis 1998 spielte er mit Gerd Dudenhöfer den Sohn von Heinz Becker, absolvierte daneben sein Schauspielstudium, zog nach Berlin.

Überhaupt stellt sich in dem Gespräch heraus, dass Gregor Weber äußerst vielseitig und umtriebig ist. In den Jahren nach "Familie Heinz Becker" übernahm er diverse Rollen in Fernsehserien, von der "Küstenwache" bis zur englischen Produktion "Monsignor Renard", und auch ein Engagement am Theater Hildesheim. "Aber mir haben Fernsehproduktionen besser gefallen. Der Live-Moment auf der Bühne ist toll, aber das Leben in geschlossenen Räumen war nichts für mich."

Im Jahr 2001 folgte seine nächste bekannte Fernsehrolle. Bis 2012 spielte Gregor Weber den "Tatort"-Kommissar Stefan Deininger, dessen abruptes Ende auch für ihn überraschend kam. "Heute bin ich froh darüber", sagt er aber. "Denn dadurch musste ich einen Schnitt in meinem Leben machen und etwas Neues beginnen".

Seither hat Gregor Weber nur noch wenige Filme gedreht, denn heute arbeitet er hauptsächlich als Autor. Und Gregor Weber wäre nicht er selbst, wenn er nicht auch hier ungewöhnliche Wege gehen würde. Um möglichst authentisch schreiben zu können, verbindet er seine schriftstellerischen Themen mit verschiedenen beruflichen Einsätzen. So absolvierte er bei Kolja Kleeberg in dessen Sterne-Restaurant in Berlin eine Ausbildung zum Koch, im Anschluss folgte sein Buch "Kochen ist Krieg".

Daneben hat ihn der Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr sehr beschäftigt. "Ich habe viel darüber gelesen, das brodelte in mir", sagt er. So reifte die Idee zu den nächsten Büchern, und der gelernte Schauspieler und Koch recherchierte bei der Bundeswehr. "Ich hatte Kontakte zur Saarlandbrigade, dort wurde mir der Weg gezeigt, wie ich noch mehr erfahren kann".

Gregor Weber kam als Reservist wieder in Dienst und war 2013 für dreieinhalb Monate als Feldwebel der Reserve in Afghanistan im Einsatz. "Das war ein tiefgreifendes Erlebnis. Ich war nicht nur im Camp, sondern auch unterwegs und habe viel Elend gesehen". Das Thema liegt ihm am Herzen. Sein Buch "Krieg ist nur vorne Scheiße, hinten geht's! Ein Selbstversuch" erzielt viel Aufmerksamkeit. "Als bekanntes Fernsehgesicht konnte ich das Thema in die Öffentlichkeit bringen. Daher haben sich Stress und Ängste gelohnt", sagt er ganz offen. Mit diesem Thema ist er am Mittwochabend im Saarländischen Künstlerhaus zu Gast - sein erster Besuch in Saarbrücken seit 2011. Vielleicht führt ihn sein neuestes Buch, der Abenteuer-Roman "Stadt der verschwundenen Köche", das gerade erschienen ist, auch nochmal in seine alte Heimat.

Heute, Mittwoch, um 19 Uhr, ist Gregor Weber Gast der Talk-Reihe "Saarbrücker Sofa". Im Saarländischen Künstlerhaus, Karlstraße 1, stellt er sich den Fragen von Roland Helm. Der Eintritt ist frei.

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