"FDP-Generalsekretär entlassen"

Saarbrücken/Homburg. Jorgo Chatzimarkakis, Europaparlamentarier und Generalsekretär der Saar-Liberalen, ist parteiintern massiv in die Kritik geraten

Saarbrücken/Homburg. Jorgo Chatzimarkakis, Europaparlamentarier und Generalsekretär der Saar-Liberalen, ist parteiintern massiv in die Kritik geraten. Peter Müller, Chef des FDP-Kreisverbandes Saarpfalz, dem mit 350 Mitgliedern zweitgrößten Kreisverbandes der Landespartei, sagte am Freitag gegenüber unserer Zeitung: "Christoph Hartmann muss als Parteivorsitzender zeigen, dass er der Chef ist." Müller reklamiert in Abstimmung mit seinem Kreisvorstand die Entlassung des Generalsekretärs. Anlass sind dessen Äußerungen wenige Tage nach der Landtagswahl gegenüber der Nachrichtenagentur dpa. Demnach hat Chatzimarkakis mit Blick auf die anstehenden Sondierungsgespräche für eine mögliche Jamaika-Koalition von CDU, FDP und Grünen der Öko-Partei ein "Mega-Ministerium" angeboten (die SZ berichtete). Die Bereiche Umwelt, Energie, Gesundheit, Verbraucherschutz und Landwirtschaft sollten in diesem Ministerium gebündelt werden. Für die Liberalen beanspruchte der Generalsekretär zwei Ministerien, entweder Wirtschaft und Finanzen oder Bildung und Finanzen. Parteichef Hartmann kommentierte diese Nachricht mit dem Hinweis, es handele sich um eine "Einzelmeinung". Chatzimarkakis ließ über eine Sprecherin ausrichten, er fühle sich falsch verstanden.

FDP-Kreischef Müller dazu: "Ein Generalsekretär, der als Einzelmeinung abgekanzelt wird, kann nicht mehr das Sprachrohr der Partei sein." Hartmann müsse Chatzimarkakis deshalb "wegen erwiesener Unfähigkeit aus dem Verkehr ziehen." Müller weiter: "Wir können die Koalitionsverhandlungen nicht von Leuten gefährden lassen, die das Wasser nicht halten können." Zudem sei Chatzimarkakis wegen früherer Äußerungen über Grünen-Chef Hubert Ulrich ein mögliches Hemmnis für eine Jamaika-Koalition. Chatzmarkakis hatte im Juli 2006 erklärt, die Grünen kämen mit ihrem Vorsitzenden Ulrich nicht als ernsthafter Koalitionspartner für die FDP in Betracht.

Rückdeckung bekommt Müller von Udo Konstroffer, FDP-Ehrenvorsitzender im Kreis Saarlouis. Er bezeichnete das Vorgehen von Chatzimarkakis als "sehr ärgerlich". Der Generalsekretär schade der vom Wähler gestärkten Saar-FDP.

Meinung

Liberales Eigentor

Von SZ-Redakteur

Michael Jungmann

Der Burgfrieden der zerstrittenen liberalen Truppe hielt genau bis zum Tag fünf nach der Landtagswahl. Generalsekretär Jorgo Chatzimarkakis und Parteichef Christoph Hartmann, ein Duo, das bislang zumindest in der Außenwirkung um Harmonie bemüht war, leistete sich einen Doppelpass, der zum liberalen Eigentor führte.

Der Generalsekretär denkt laut über ein Mega-Ministerium als Preis für die Grünen bei einer Jamaika-Koalition nach. Damit wird der vorlaute Politiker zum Störfaktor bei Sondierungsgesprächen. Der Parteichef attestiert deshalb dem eigenen Vordenker Chatzimarkakis eine unmaßgebliche Einzelmeinung. Spätestens mit dieser spöttischen Bemerkung hat Hartmann seinen General blamiert. Wenn Chatzimarkakis konsequent wäre, müsste er im eigenen und im Parteiinteresse seinen Hut nehmen.

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