Experte: Viele Jugendliche spüren schon eine „digitale Übersättigung“
Saarbrücken · Die Sinus-Studie 2016 erlaubt einen Einblick in die Welt der 14- bis 17-Jährigen: Welche Lebensinhalte, Ziele und Werte haben sie? Sinus-Studien-Leiter Peter Martin Thomas stellte die Untersuchung am Montag in Saarbrücken vor.
Die Jugend hat es schwer. Das war schon immer so. Wer erinnert sich nicht an die verbittert geführten Kämpfe mit den Eltern : ob es um die Frisur ging, die Hobbys oder die Musik. Heute ist es das Smartphone als ständiger Begleiter, das die Jugendlichen beschäftigt. "Jede Generation hat ihre Eigenheiten, mit denen sie aufwächst", sagt Peter Martin Thomas, Leiter der Sinus-Studie, die er am Montagabend an der Hermann-Neuberger-Sportschule in Saarbrücken vorgestellt hat. Dies sei momentan vor allem eine sich schnell verändernde und vernetzte Welt.
Auch wenn er in seinem etwa 45-minütigen Vortrag über das 476 Seiten umfassende Werk die einzelnen Themen seiner Studie nur anschneiden konnte, so verschaffte er doch einen kleinen Überblick. Darüber, welche Themen die heute 14- bis 17-Jährigen beschäftigen: von Glaube und Religion über Liebe und Partnerschaft, Flucht und Asyl bis hin zu Umweltschutz, Klimawandel, kritischem Konsum und digitalen Medien.
Medienkompetenz sei zwar für die Jugendlichen enorm wichtig, doch gebe es bereits erste Anzeichen einer digitalen Sättigung. "Das ist keine Massenbewegung", sagt Thomas, aber viele Heranwachsende seien auch schon genervt von der ständigen Erreichbarkeit. Jugendliche beklagten eine Entfremdung vom "real life", dem echten Leben.
Aus der aktuellen Studie gehe außerdem hervor, dass das Verhältnis zwischen Jugendlichen und ihren Eltern deutlich besser geworden sei, dass es Jugendlichen aber umso schwerer falle, sich von ihren Eltern abzugrenzen, erklärt Thomas. Weil diese selbst Teil einer Pop-Kultur seien, selbst lange Haare trügen, Punkmusik hörten.
Die Sinus-Studie "ist eine kleine qualitative Stichprobe", sagt Thomas, der vor allem eine große Vielfalt unter den Jugendlichen feststellte: in der Grundorientierung, bezüglich der Werte, des Lebensstils und der Lebensziele der Jugendlichen - abhängig von vielen Faktoren wie Herkunft der Jugendlichen, angestrebtem Schulabschluss, ob mit oder ohne Migrationshintergrund. Umso wichtiger für Ulrich Commerçon (SPD ), den Saar-Bildungsminister, dass "die Schüler individuell gefördert werden, nicht nur in formalem Bildungswissen, sondern auch in ihrer Persönlichkeitsentwicklung".
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