Ex-Patient erschießt seine Ärztin – muss aber nicht ins Gefängnis

Saarbrücken · Der Todesschütze von Dudweiler muss nicht ins Gefängnis. Das Landgericht hat den psychisch kranken Mann, der seine frühere Ärztin in deren Praxis mit acht Schüssen getötet hat, zur unbefristeten Unterbringung in der forensischen Psychiatrie verurteilt.

Der 44-Jährige, der am 13. März in Dudweiler seine frühere Ärztin erschossen hat, war schuldunfähig wegen akuter Wahnvorstellungen. Er kann daher nicht zu einer Gefängnisstrafe verurteilt werden. Stattdessen ordnete das Landgericht gestern die unbefristete Unterbringung des Beschuldigten in der forensischen Psychiatrie für gefährliche Straftäter an.

Der Mann stammt aus Süditalien und kam im Alter von 13 Jahren ins Saarland. Hier arbeitete er in Restaurants, einer Fabrik und auf dem Bau. Er hat keinen Schulabschluss, keine Berufsausbildung und spricht gebrochen Deutsch. Er lebte relativ isoliert, hatte Kontakt zu zwei Verwandten und zu Menschen, die er auf der Straße traf und ansprach.

Seit vielen Jahren leidet er unter einer paranoiden Schizophrenie. Seine Wahnvorstellungen lassen ihn in einer Parallelwelt leben, in der er verfolgt und mit dem Tode bedroht wird. Um sich zu schützen, kaufte er auf dem Schwarzmarkt eine Pistole. Zwischen 2003 und 2011 war er in Behandlung bei seinem späteren Opfer. Die Ärztin brach die Behandlung ab, als der Patient ihr gegenüber zunehmend aggressiv wurde. Danach übernahm eine andere Ärztin in Saarbrücken die ambulante Behandlung des Mannes, der zudem mehrfach stationär in Kliniken aufgenommen wurde. Dort bekam er spezielle Medikamente. Sie reduzieren die Wahnvorstellungen deutlich, haben aber Müdigkeit, Antriebslosigkeit und Potenzstörungen zur Folge. Viele Patienten setzen die Medikamente deshalb ab, sobald sie nicht mehr unter Kontrolle in einer Klinik sind. So war es auch bei dem Beschuldigten.

Anfang März 2015 nahm er seine Tabletten nicht mehr und sein Zustand verschlechterte sich zunehmend. Am Morgen des 13. März ging er deshalb zwei Mal zur Praxis seiner früheren Ärztin. Die 52-Jährige Medizinerin erklärte ihm jeweils , dass sie ihn nicht mehr behandele. Als sie anschließend etwa zwei Meter vor ihm stand, zog der 44-Jährige seine Pistole und schoss acht Mal auf die Frau. Vier Kugeln trafen den Kopf und vier den Oberkörper, zwei davon gingen ins Herz. Die Ärztin war sofort tot. Anschließend ging der Mann aus der Praxis und warf die Pistole in einen Papierkorb. Am Platz vor dem Haus setzte er sich auf einen großen Stein und rauchte eine Zigarette. Als die Polizei eintraf, ließ er sich ohne Widerstand festnehmen und in die Forensik bringen. Dort muss er nun wohl sehr lange bleiben.

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