Essen ist nur ein Aspekt beim Fasten

Saarbrücken · Mit Beginn der Fastenzeit ändern viele Menschen ihre Ernährung. Wichtiger sind jedoch nach Ansicht der Bischöfe bewusste geistliche Zeiten.

 Viele nutzen die Fastenzeit, um ihre Ernährung umzustellen – Verzicht ist hier jedoch der falsche Weg. Foto: Fotolia

Viele nutzen die Fastenzeit, um ihre Ernährung umzustellen – Verzicht ist hier jedoch der falsche Weg. Foto: Fotolia

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Am Aschermittwoch ist aus karnevalistischer Sicht alles vorbei, doch etwas anderes beginnt dann erst: die Fastenzeit. Viele Menschen nutzen diese Periode, die offiziell von den Kirchen als "österliche Bußzeit" bezeichnet wird, für den Verzicht, zum Beispiel auf Schokolade oder Alkohol. Dabei ist die Fastenzeit aus Sicht der Kirchen vielmehr eine Zeit der Vorbereitung auf das Osterfest.

"Am wichtigsten sind mir in diesen Wochen die geistlichen Zeiten, die ich mir bewusster nehme", beschreibt Karl-Heinz Wiesemann, Bischof von Speyer. Dazu zählen das Stundengebet genauso wie die tägliche heilige Messe und das Lesen der Heiligen Schrift. Außerdem habe er sich die Exerzitien im Alltag vorgenommen, die das Bistum Speyer gemeinsam mit der evangelischen Landeskirche erarbeitet hat.

Auch für den Trierer Bischof Stephan Ackermann ist die Fastenzeit vor allem eine geistliche Zeit. "Ich versuche in diesen Wochen, die Termindichte etwas zu reduzieren, um mehr Freiraum für die Meditation und das Gebet zu haben", sagt er. Geprägt werde für ihn diese Zeit durch Exerzitien als eine geistliche Intensivzeit. Man nehme sich Zeit, "mit Gott allein zu sein, glaubend auf das eigene Leben zu schauen und anstehende Schritte klarer zu erkennen".

Was das körperliche Fasten angeht, setzen beide Bischöfe auf reduzierte Mahlzeiten. Wiesemann ergänzt, dass er in der Zeit weitgehend auf Alkohol verzichte. Ackermann erzählt, dass er sich auch bereits mit dem Thema Heilfasten auseinandergesetzt habe. Konkrete Hinweise zur Ernährung geben die Bistümer nicht, André Uzulis vom Bistum Trier weist jedoch auf Aschermittwoch und Karfreitag als "gebotene Fast- und Abstinenztage" hin. An diesen beiden Tagen sollen katholische Christen auf Fleisch verzichten und sich auf eine Mahlzeit sowie kleine Stärkungen morgens und abends beschränken.

Fasten in dieser Form hält die Ernährungsberaterin Brigitte Fandel für eine gute Idee - zumindest für den Kopf. "Es kann ein Einstieg sein, über sich selbst nachzudenken", sagt sie. Durch das Fasten könnten die Menschen zur Ruhe kommen. Für gesunde Personen sei Fasten in der Regel unproblematisch, bei Formen wie dem Heilfasten rät sie aber unbedingt zu ärztlicher Aufsicht. Bei einer Fastenwoche solle man zudem nicht komplett durcharbeiten, ergänzt ihre Kollegin Nina Etscheidt. Zudem sei die Frage zu klären, was mit dem Fasten bezweckt werde: Zum Abnehmen sind die genannten Fastenmethoden laut den Ernährungsberaterinnen nicht geeignet.

"Wenn man vorher und nachher genauso weitermacht, hat das keinen großen Effekt", betont Etscheidt. Wer abnehmen möchte, muss auf ausgewogene Ernährung achten - und sich bewegen. Sie rät dazu, sich keine Verbote aufzuerlegen, sondern sich positive Ziele zu setzen, beispielsweise mehr Obst und Gemüse zu essen.

 Stephan Ackermann Foto: Bistum Trier

Stephan Ackermann Foto: Bistum Trier

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 Karl-Heinz Wiesemann Foto: dpa/Tschauner

Karl-Heinz Wiesemann Foto: dpa/Tschauner

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Genau dieser Verzicht ist jedoch laut Markus Herr vom Bistum Speyer ein äußeres Zeichen von Buße und Besinnung - allerdings muss sich der Verzicht nicht unbedingt auf Nahrung beziehen. Genauso sei es eine Möglichkeit, beim Konsum von Alkohol oder dem Autofahren zu fasten.

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