Erst schwimmen, dann duschenBaden in der Saar ist nicht verboten
Saarbrücken/Hüttigweiler. Wasser. Ja genau. Im Grunde genommen ist es nur Wasser. Grünlich-braunes zwar, aber was soll's? Und was kann schon passieren? Ich werde nass
Saarbrücken/Hüttigweiler. Wasser. Ja genau. Im Grunde genommen ist es nur Wasser. Grünlich-braunes zwar, aber was soll's? Und was kann schon passieren? Ich werde nass. Na und? "Bist du komplett wahnsinnig? Hast du 'ne Ahnung, was da alles drin rumschwimmt? Da kann man sich sonst was einfangen", war die Reaktion einiger Bekannter, die an meiner geistigen Gesundheit zweifelten, als ich erzählte, dass ich durch die Saar schwimmen würde.Ich habe zwar keine Angst, dass ein Sprung in die Saar meine Epidermis verätzen könnte, entscheide mich aber dennoch für einen Neopren-Anzug. Kaum zwänge ich mich in das enge Teil hinein, bleiben die ersten Passanten auf der Wilhelm-Heinrich-Brücke stehen. Gespannt, was hier wohl gleich passieren könnte. Zuschauer beim Kleiderwechsel zu haben war mir bis dato unbekannt, und ich kann auch künftig darauf verzichten. Aber was soll's? Da muss ich jetzt durch. Also Reißverschluss hoch, Chlorbrille auf und ab ans Wasser. Genau: ans Wasser. Die Lage checken. Rechtsblick, Linksblick - nicht, dass Schiffsverkehr meinem Badeausflug vorzeitig ein unschönes Ende bereitet. Kein Schiff in Sicht, dafür immer mehr Neugierige, die sich vermutlich einen spektakulären Auftritt erhoffen. Ob ich ihnen sagen soll, dass ich sie in wenigen Augenblicken enttäuschen werde, weil ich nun mal nichts anderes mache, als zu schwimmen? Keine Kunststücke, keine Pyrotechnik, keine Gesangseinlage.
Ich entscheide mich dafür, die Spannung aufrechtzuerhalten und prüfe mit den Zehenspitzen die Wassertemperatur. Das wirkt zwar eher unprofessionell, gehört aber irgendwie dazu. Knapp 22 Grad misst die Saar derzeit, wie mir das Wasser- und Schifffahrtsamt später mitteilt. Fast zu warm für eine echte Abkühlung, aber jetzt will ich's wissen: In Michael-Phelps-Manier bringe ich mich in Position, strecke die Beine durch und versuche dabei, mit den Finger- an die Zehenspitzen zu gelangen. Vergeblich zwar, aber Buh-Rufe bleiben aus. Ich blicke nach vorn, fasse mir ein Herz und springe in die Saar.
Und jetzt? Nichts. Jetzt bin ich halt drin. Die ersten Zuschauer wandern gelangweilt ab, ich schwimme in Richtung Luisenbrücke und wundere mich: Weder Müll noch Getier kreuzen meine Bahn. Und auch wenn es oft behauptet wird: Die Saar müffelt nicht. Ein bisschen vielleicht, aber das tun bei dieser Hitze auch andere. Ich hüte mich davor, den Mund angesichts eingeschränkter Wasserqualität zu öffnen und genieße dieses Schwimmvergnügen der besonderen Art, das ich mit einem Kopfsprung von der neuen Treppe an der Berliner Promenade kröne. Danach geht es ab unter die Dusche. 24 Stunden später erfolgt die Ganzkörper-Kontrolle: Zu meiner Beruhigung finde ich keine Spuren eines Hautausschlags, und mein Haupthaar weist keinerlei Lücken auf. Mein Fazit: Das Schwimmchen in der Saar hat Spaß gemacht, und ich habe unbeschadet überlebt. Saarbrücken. "Dürfen die das?" Die Frage stellt sich mitunter, wenn meist junge Leute sich in der Saar abkühlen. Ein klares Ja oder ein klares Nein gibt es dazu von den Behörden nicht. "Ein generelles Badeverbot gibt es für die Saar nicht", sagt etwa Elisabeth Richrath, die beim Wasser- und Schifffahrtsamt Saarbrücken unter anderem für Wasserstraßenüberwachung zuständig ist.
Allerdings sei das Baden "100 Meter ober- und unterhalb baulicher Anlagen" nicht erlaubt. Solche Anlagen sind zum Beispiel Schleusen und Brücken. Gleiches gilt für Hafeneinfahrten. "Es ist weiterhin verboten, an vorbeifahrende Fahrzeuge heranzuschwimmen, sich an ihnen festzuhalten oder sie zu erklettern", erklärt Elisabeth Richrath. "Wassersportlern raten wir allerdings unter anderem auf Grund der eingeschränkten Wasserqualität und des vorhandenen Schiffverkehrs vom Baden in der Saar ab", sagt sie.
Die Wasserqualität in der Saar hat sich in den vergangenen Jahren verbessert, sagt Birgit Freiheit. Sie hat als Projektleiterin im Auftrag des saarländischen Umweltministeriums eine Studie zum Baden in der Saar betreut. Untersucht wurde die Saar zwischen Güdinger Schleuse und der Bismarckbrücke. "Die Ergebnisse waren überraschend gut", sagt Freiheit.
Klaus-Jürgen Boos, der Mann, der das Gutachten erstellt hat, sagte bereits vor vier Jahren, dass man in der Saar durchaus schwimmen könne. Man solle aber möglichst nicht an Tagen nach größeren Niederschlägen in den Fluss gehen, weil dann ungeklärtes Abwasser in den Fluss gelangt.