Erinnern bestimmte sein Schaffen

Saarbrücken · Dem Einsatz seiner Schwester ist es zu verdanken, dass es demnächst eine Gedenkstätte gibt, die nicht nur Werke, sondern auch die Wohnsituation des Bildhauers Ernst Alt als „Gesamtkunstwerk“ erhalten will.

 Im alten Pfarrhaus in Rilchingen-Hanweiler sind Werke aus dem Nachlass des Bildhauers Ernst Alt zu sehen. Foto: Iris Maurer

Im alten Pfarrhaus in Rilchingen-Hanweiler sind Werke aus dem Nachlass des Bildhauers Ernst Alt zu sehen. Foto: Iris Maurer

Foto: Iris Maurer

Erinnern und Vergegenwärtigen galten viel im Schaffen des 2013 verstorbenen Saarbrücker Bildhauers und Malers Ernst Alt. Aus Anlass seines 80. Geburtstags am 22. Januar hat das Gedenken nun eine besondere Form gefunden: In Rilchingen-Hanweiler eröffnet am 24. Januar seine Schwester für Alts Nachlass ein Haus.

Für Ernst Alt, der sich selbst als "lebendig gewordenes Gedächtnis" verstand, bestimmte das Erinnern an und das Vergewissern der eigenen Wurzeln als Künstler und Mensch sein künstlerisches Schaffen. Doch was geschieht mit dem Künstler selbst und seinem Werk, wenn er nicht mehr ist? 1959 richtete sich der damals 24-Jährige in seinem Elternhaus in der Petersbergstraße in Alt-Saarbrücken ein Atelier ein und arbeitete darin bis zu seinem Tod. Daraufhin wurde das Haus verkauft und seine in Bruchsal lebende Schwester Regina Mortazawi übernahm den künstlerischen Nachlass und das Mobiliar des Bruders. Alts sakrales Werk ging an das Diözesanmuseum Trier, wenn es nicht in Gestalt der Kirchenfenster von St. Ludwig in Saarlouis oder dem Bronzeportal der Basilika St. Johann, um nur ein paar von vielen Arbeiten Alts für den Kirchenraum zu nennen, ohnehin in der öffentlichen Wahrnehmung bleibt.

Was darüberhinaus geht, fand in dem ehemaligen Pfarrhaus von Rilchingen-Hanweiler seinen Platz, erklärt Thomas Albrecht. Der Heusweiler Kinder- und Jugendmediziner war seit den frühen 1970er Jahren mit Ernst Alt befreundet und gehört nach dessen Tod zu dem Kreis, der die Erinnerung an den Künstler wachhält. Die Sorge, dass dessen Werk nun "in alle Winde zerstreut wird" bekümmerte ihn ebenso wie der Verlust der besonderen Wohnsituation Alts in der Petersbergstraße. Diese hatte sich zum "Gesamtkunstwerk entwickelt", so Albrecht, vor allem "durch das Mobiliar". Daher beschloss die Schwester, für den Nachlass samt Mobiliar des Bruders ein Haus zu erwerben. Durch Zufall, erzählt Thomas Albrecht, fand sie das zum Verkauf stehende ehemalige Pfarrhaus in Rilchingen-Hanweiler. Dessen Eigentümer wünschten sich ohnehin eine kulturelle Nutzung. Nach einjähriger gründlicher Sanierung finden auf zwei Etagen des Hauses mehr als 100 Bilder und viele Kleinplastiken Platz. Das ist jedoch nur eine Auswahl, betont Thomas Albrecht. Auch die Wohnsituation Alts habe man nicht Eins zu Eins nachstellen können. Im Haus sei etwas entstanden, das in Küche, Wohn- und Schlafzimmer dem "Stilempfinden des Künstlers" im Leben und durchaus auch seinem Werk entspreche. Alt verband seit 1984 Kunst und Leben in gemalten Tagebüchern. Warum dann nicht seine ehemalige Wohnsituation als eine Art bewohntes Kunstwerk wiedererstehen lassen?

Seine Schwester wird mehrere Wochen im Jahr im Haus leben und es für am Schaffen Ernst Alts Interessierte offen halten. Diese Lösung verdanke sich dem Engagement von Regina Mortazawi als "Alleinkämpferin", betont Thomas Albrecht. Das Vorhandene zu erhalten, bleibt jedoch eine Aufgabe mehrerer, weiß er. So habe man nachgedacht, einen Verein oder einen Freundeskreis zu gründen, doch konkret ist allerdings bislang nichts.

Eröffnung: Samstag, 24. Januar, 15 Uhr, Altes Pfarrhaus in Rilchingen-Hanweiler. 16 Uhr: Konzert mit Klaviermusik von Chopin und Weihe des Hauses durch Pfarrer Bernd Schikofsky. 18 Uhr: Vorabendgottesdienst. Öffnungszeiten werden noch bekannt gegeben.

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