Erholung für immungeschwächte Kinder aus Weißrussland

Mandelbachtal · Auch mehr als 25 Jahre nach der Katastrophe von Tschernobyl leiden vor allem Kinder an den Folgen. Seit 1994 können sich die immungeschwächten Heranwachsenden bei einem Aufenthalt im Saarland erholen.

 Weißrussische Kinder besuchten mit ihren beiden Betreuerinnen Larissa Tschetschko und Luisa Garbar im vergangenen Sommer unter anderem den Flughafen Saarbrücken. Foto: Saarländische Kinderhilfe

Weißrussische Kinder besuchten mit ihren beiden Betreuerinnen Larissa Tschetschko und Luisa Garbar im vergangenen Sommer unter anderem den Flughafen Saarbrücken. Foto: Saarländische Kinderhilfe

Foto: Saarländische Kinderhilfe

"Vor allem hat mir die Gastfamilie gefallen, das Spielen mit ihrer Tochter, der schöne Garten und das Haus, aber auch der lustige Zauberer, das Karussellfahren und unser Konzert, wo wir gesungen haben." So die elfjährige Anna Muljuk aus Shitkowitschi in Weißrussland im Sommer 2013 auf die Frage, was ihr besonders am Erholungsaufenthalt in Deutschland gefallen hat. Erstmals im Sommer 1994 kamen 7 weißrussische Kinder aus dem durch die Atomreaktorkatastrophe von Tschernobyl verstrahlten Gebiet zur Erholung ins Saarland.

Die Saarbrücker Zeitung berichtete damals unter der Überschrift: "Tschernobyl-Kinder erholen sich prächtig": "Nach rund 40-stündiger Fahrt mit dem Omnibus treffen hier sieben Kinder, fünf Knaben und zwei Mädchen, im Alter zwischen sechs und 13 Jahren aus Mosyr und Gomel, aus dem nördlichen Umfeld von Tschernobyl, müde aber wohlbehalten in Erfweiler-Ehlingen ein." Auch nach 20 Jahren organisierte die Saarländische Kinderhilfe im Sommer eine dreiwöchige Kindererholung für weißrussische Kinder, die aus den von der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl verstrahlten Gebieten kommen.

Noch heute, über 25 Jahre nach der Katastrophe von Tschernobyl, leiden die Menschen in den betroffenen Gebieten an den unsichtbaren Gefahren der verstrahlten Erde. "Betroffene dieser Umweltkatastrophe sind insbesondere die Kinder, deren Immunsystem geschwächt ist und die unserer besonderen Hilfe bedürfen", so Peter Chodorski, Vorsitzender der "Saarländischen Kinderhilfe - Leben nach Tschernobyl". Seit 1994 konnten fast 900 weißrussische Kinder ihre Ferien bei saarländischen Gastfamilien verbringen. Für die Zeit vom 19. Juli bis 12. August werden wieder dringend Gastfamilien gesucht. "Jede neue Gastfamilie, die wir für die Kindererholung gewinnen können", sagt Chodorski, "bedeutet für ein Kind aus einem weißrussischen Dorf ein unvergessliches Erlebnis und ein wenig Hoffnung auf eine bessere Zukunft. Deshalb engagieren wir uns für diese Kinder, die nicht auf der Sonnenseite des Lebens stehen."

Für Abwechslung und Kurzweil im Ferienalltag sorgt ein von der Saarländischen Kinderhilfe organisiertes und finanziertes Ferienprogramm, bei dem sich die weißrussischen Kinder mit ihren Gasteltern und deren Kindern zwei Mal in der Woche zu gemeinsamen Veranstaltungen und Spielen treffen. So standen in den letzten Jahren unter anderem die Besichtigung des Flughafens Saarbrücken, ein Besuch beim Saarländischen Rundfunk, des Saarbrücker Zoos, des Webenheimer Bauernfestes, gemeinsame Wanderungen, Grillveranstaltungen und Kinderreiten auf dem Programm. 2013 durften die weißrussischen Kinder mit einem eigens einstudierten gesanglichen Beitrag beim Benefizkonzert mit dem Bosch-Orchester Homburg auftreten. "Wer bei den gemeinsamen Veranstaltungen in die leuchtenden Augen der Kinder blickt, der empfindet unmittelbar, wie wohl sich diese Kinder bei uns fühlen", so der Eindruck von Herbert Keilbach, dessen Familie bereits seit Jahren weißrussische Kinder zur Erholung einlädt. Und Peter Chodorski fügt hinzu: "Nur durch die selbstlose Bereitschaft und das persönliche Engagement der Gastfamilien, die Kinder drei Wochen lang zu umsorgen, ist die Sommererholung immer wieder möglich."

Am Samstag, 15. März, findet um 15 Uhr im Martin-Bucer-Haus in Breitfurt eine Veranstaltung statt, die Interessierte über die Kindererholung informiert. Auskünfte erteilen Peter Chodorski unter Tel. (0 68 42) 15 19 und Herbert Keilbach unter Telefon (0 68 03) 34 38.

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