Er hat sogar den Vatikan überzeugt

Saarbrücken · „Inspiration Antike“ lautet der Titel der aktuellen Ausstellung im Museum für Vor- und Frühgeschichte. Sie zeigt antike Keramiken aus der Privatsammlung Eugen von Bochs. Für den größten Coup sorgte Thomas Martin.

 Kurator Thomas Martin vor seinem bekanntesten Ausstellungsstück: dem Zeus von Otricoli. Die Skulptur ist ein Exponat der Ausstellung „Inspiration Antike“.

Kurator Thomas Martin vor seinem bekanntesten Ausstellungsstück: dem Zeus von Otricoli. Die Skulptur ist ein Exponat der Ausstellung „Inspiration Antike“.

Foto: Iris Maurer

Es ist verblüffend. Da wird im Museum für Vor- und Frühgeschichte in Saarbrücken die erste große archäologische Ausstellung seit fast 25 Jahren gezeigt, und der Kurator, der Ausstellungsgestalter, ist ein Volontär, ein Museumsassistent in Fortbildung. "Das ist gar nicht so ungewöhnlich, wie es sich anhört", sagt dann aber Thomas Martin und lacht, "und in Saarbrücken ist es sogar üblich, dass ein Volontär ein eigenes Projekt verantwortet".

Thomas Martin ist bereits Kulturwissenschaftler, studierte in Heidelberg und an der Universität in Saarbrücken das Fach "Historisch orientierte Kulturwissenschaft". Im Jahr 2014 machte er sein Diplom, seit November 2014 ist er Volontär in Vollzeit im Museum für Vor- und Frühgeschichte, der erste seit vielen Jahren. "Ich arbeite aber schon seit 2009 hier im Museum, ich war vorher freier Mitarbeiter und habe Führungen gemacht", sagt der Saarländer. Man kannte sich also schon. Als Thomas Martin mit seinem Volontariat anfing, war auch klar, dass eine größere Präsentation im Bereich Archäologie organisiert werden soll.

Die Idee zur Ausstellung "Inspiration Antike", die Privatsammlung antiker Keramiken Eugen von Bochs zu zeigen, hatte Franz-Josef Schumacher, promovierter Archäologe und Sammlungsleiter des Museums für Vor- und Frühgeschichte. Gemeinsam mit Thomas Martin durften sie das Unternehmensarchiv von Villeroy & Boch sichten. "Das war schon etwas Besonderes. Die Sammlung war in Kisten auf dem Dachboden untergebracht, die wir mit Brechstangen geöffnet haben. Wir waren die ersten, die die Objekte seit dem Jahr 1939 zu sehen bekamen", schwärmt Thomas Martin. "Vieles war in Scherben", erzählt er weiter, "aber es war total spannend, was wir alles gefunden haben".

Doch der größte Coup der Ausstellung gelang dem jungen, engagierten Volontär, als er erkannt hat, dass die Vorlage einer Zeichnung Eugen von Bochs, die einen Zeuskopf zeigt, eine Skulptur in den Vatikanischen Museen ist. Daher fragte er seine Vorgesetzten, ob er dort anfragen dürfe, den Originalkopf für die Ausstellung auszuleihen. "Da haben alle gelächelt, weil es bekannt ist, dass die Vatikanischen Museen ihre Originale nicht gerne weggeben. Und ich wollte auch noch den Zeuskopf, der im 19. Jahrhundert in vielen Schulbüchern abgebildet und berühmt war. Aber es hat geklappt", erzählt er und strahlt. Die Skulptur ist dadurch ein Höhepunkt der Ausstellung. "Das war nicht vorstellbar", staunt er noch heute.

Die Ausstellung bedeutet ihm sehr viel, seine Begeisterung ist ansteckend, obwohl er in den vergangenen Monaten fast kein Privatleben hatte. "Ich konnte mich von dem Projekt und dem Thema kaum lösen", gesteht er. Über die Ausstellung und die Ausleihe des Zeuskopfes hat Thomas Martin auch sein Promotionsthema gefunden. "Ich werde über das Nachleben antiker Funde der Sammlung Eugen von Bochs an der Humboldt Universität in Berlin forschen", sagt er. Aber vorher wird Thomas Martin noch die Rückabwicklung der Leihgaben und den Abbau der Ausstellung betreuen. "Das gehört auch dazu".

Ausstellung "Inspiration Antike - Eugen von Boch und die Archäologie im 19. Jahrhundert" im Museum für Vor- und Frühgeschichte, Schlossplatz 16, Saarbrücken . Geöffnet Dienstag bis Sonntag von 10 bis 18 Uhr und Mittwoch von 10 bis 22 Uhr. Die Ausstellung ist noch bis zum bis 11. September zu sehen.

kulturbesitz.de

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