Er hat ein Herz für die Armen in Rumänien

Saarbrücken · 109 000 Kilo Hilfsgüter haben der Deutsch-Rumänische Freundschaftskreis und die Kolpingfamilie Alt-Saarbrücken schon nach Lipova geschickt. Ein ehemaliger Vollzugsbeamter setzt sich mit viel Herzblut für die Menschen dort ein.

 Arnold Kuhn trägt eine Kiste Hilfsgüter für Frauen aus Lipova. Der 75-Jährige freut sich, wenn er Menschen, die in Armut leben, helfen kann. Foto: Iris Maurer

Arnold Kuhn trägt eine Kiste Hilfsgüter für Frauen aus Lipova. Der 75-Jährige freut sich, wenn er Menschen, die in Armut leben, helfen kann. Foto: Iris Maurer

Foto: Iris Maurer

Vor wenigen Tagen feierte Arnold Kuhn seinen 75. Geburtstag. Sein Lebensmotto hat sich in all den Jahren nicht verändert: "Niemals sagen: Es geht nicht!" Denn egal, wie ausweglos die Welt manchmal scheint, jeder könne sie ein Stückchen besser machen.

30 Jahre arbeitete Kuhn in der Justizvollzugsanstalt Saarbrücken als Vollzugsbeamter. Als er 2002 in den Ruhestand trat, begann Kuhn, sich im sozial-kirchlichen Bereich in der Pfarrei St. Jakob, dem katholischen Sozialverband Kolpingfamilie Alt-Saarbrücken, zu engagieren. "In der Zeitung las ich einen Bericht über den katastrophalen Zustand in Rumänien nach dem Ende des Ceausescu-Regimes. Das ließ mich nicht los. ,Was kriege ich noch auf die Beine?', wollte ich wissen. Und weil ich all meine Energie reinhängen wollte, ging das nur mit meiner Frau." Nicht nur seine Ehefrau Ludmilla (74) zieht mit, sondern auch rund 20 Männer und Frauen. Kuhn fand als Kooperationspartner das Technische Hilfswerk Freisen und den Verein Deutsch-Rumänischer Freundschaftskreis, wo er Mitglied ist. Was er auf die Beine stellt, hat er in dicken Ordnern gebündelt: Akribisch führt er Buch über die Hilfsgüter, die in Lkws den Weg nach Lipova, im Kreis Arad, antreten. Inzwischen hat die Kolpingfamilie Alt-Saarbrücken mit ihren Helfern 109 000 Kilo Hilfsgüter gesammelt und gemeinsam mit dem Deutsch-Rumänischen Freundschaftskreis nach Rumänien geschickt. Auf den Listen stehen Kleidung, Spielsachen und Schulmaterial für 340 Kinder, Musikinstrumente, Krankenhausmaterial und Möbel. "In einem Waisenhaus, das wir unterstützen, haben wir 85 neue Betten aufgebaut." Ein Haus für Kinder mit Downsyndrom, "die jahrelang versteckt wurden, unterstützen wir auch". Auf einer Liste hat Kuhn allein die Tafeln Schokoladen notiert, die in den vergangenen Jahren nach Rumänien gingen: 24 145 Stück. "Ich will, dass alles transparent ist", erklärt er, "jeder kann meine Ordner begutachten". Darin sammelt er Jahresberichte, Infomaterial und Fotos.

20 Mal war Kuhn selbst für eine Woche vor Ort. "Die Menschen in Lipova leben in großer Armut am Rande der Stadt. Die Löhne betragen gerade mal 260 Euro im Monat." Der 75-Jährige zeigt Fotos. Auf den Bildern sind Holzhäuschen neben ungeteerten Straßen festgehalten: "Sie haben kein fließend Wasser, sondern schöpfen Wasser aus Brunnen. Sie heizen mit alten Kachelöfen, die im Winter bei minus 20 Grad kaum wärmen." Die letzte Tour war vor wenigen Wochen. Doch in zwei gemieteten Garagen unterhalb der Gesamtschule Bellevue stehen schon wieder Bananenkisten mit Hilfsgütern. "Unsere Unterstützung ist kein Tropfen auf den heißen Stein, sondern macht es möglich, dass Menschen Solidarität erfahren und ihre Lebensumstände verbessern können", sagt der 75-Jährige, "und für mich heißt es, dass ich gebraucht werde. Ein schönes Gefühl!"

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