Ende des Dornröschenschlafs

Saarbrücken · Seit sechs Jahren bemüht sich der Saarbrücker Fitness- und Boxclub für ein besseres Miteinander in der Gesellschaft. Dafür erhielt er nun den Hermann-Neuberger-Preis für soziales Engagement und Integration.

 Bei Kindern und Jugendlichen dient das Programm des SFBC der Gewaltprävention. Foto: Verein

Bei Kindern und Jugendlichen dient das Programm des SFBC der Gewaltprävention. Foto: Verein

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"Die Saat ist jetzt aufgegangen", sagt François Hainka, Pädagogischer Leiter im Saarbrücker Fitness- und Boxclub (SFBC 09). Er meint damit die Erfolgsgeschichte des Sportzentrums, in dem durch körperliche Ertüchtigung mitmenschliches Verhalten gestärkt werden soll. Die Krönung dieser Geschichte ist der Hermann-Neuberger-Preis für soziales Engagement, mit dem der SFBC vom Landessportverband für das Saarland geehrt wurde.

Vor sechs Jahren gründete Hainka mit seinem Freund Samar Adjdadi das Sportzentrum Power-Out in der Mainzer Straße in Saarbrücken . Ihr Vorhaben war ambitioniert: Sie wollten nicht nur ein gewöhnliches Sportprogramm anbieten - damals vor allem Kampfsport -, sondern zielten darauf ab, Sport mit Pädagogik zu verbinden. Sie wollten einen Ort schaffen, an dem verschiedene Gruppen der Gesellschaft gemeinsam trainieren, ungeachtet ihrer Herkunft und Religion, egal welchen Alters. Auch soziale oder körperliche Benachteiligung sollte keine Rolle spielen. Dieses Miteinander im Sport sollte als Vehikel zur Verhaltensänderung dienen und Menschen gewaltfreie Lösungen von Konflikten aufzeigen.

"Man kann jetzt, nach sechs Jahren, sagen, dass das Konzept aufgegangen ist", erklärt Hainka. Dass er und Adjdadi mit ihrer Methode erfolgreich sind, belegt nicht nur die Verleihung des mit 5000 Euro dotierten Preises, sondern auch der Zuspruch, den das Sportzentrum findet. "Mittlerweile haben wir fast 1000 Mitglieder, davon 200 Kinder", berichtet Hainka.

Das erste Projekt, das der SFBC nach seiner Gründung in die Wege leitete, war ein Programm zur Gewaltprävention, das Hainka und seine Kollegen an Schulen und Kindergärten vorstellten. Das Programm, das wie das Sportzentrum Power-Out heißt, sei in den vergangenen Jahren an den Schulen etwas in den Hintergrund gerückt, berichtet Hainka. Das Konzept aber wird weiterhin beim SFBC angewendet. Beim Power-Out geht es darum, dass Kinder und Jugendliche im Training stark gefordert werden und dass dieses "Auspowern" zum Abbau von Aggressionen führt. "Es geht darum, durch Sport einen besseren Zugang zu Jugendlichen zu bekommen, um dann auch pädagogisch auf sie einwirken zu können", erklärt Hainka.

Neben der Verbindung von Pädagogik und Sport und der Prävention messen die Verantwortlichen der Inklusion großen Wert bei. 2014 fand der Thementag "Grenzenlos aktiv" beim SFBC statt. Dabei wurde auch körperlich und geistig benachteiligten Menschen die Möglichkeit eröffnet, zu trainieren. Ohne Vorurteile in einer Gemeinschaft Sport zu machen, ist ein wichtiger Aspekt des SFBC. "50 Prozent der Kinder, die bei uns trainieren, haben einen Migrationshintergrund", sagt Hainka.

Dass dem Verein mit der Integration ernst ist, bewies er, als er zwei Flüchtlingen aus Eritrea ein Zuhause gab. Im Nebengebäude des Sportzentrums wurde ihnen auf Vereinskosten eine Wohnung hergerichtet. "Bei allen Projekten geht es darum, die Menschen aus dem Dornröschenschlaf zu wecken", sagt Hainka: "Die Leute müssen aufwachen und sich bewegen."

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