Eltern wollen frühen Sprachunterricht

Saarbrücken · Das Saarland soll bis 2043 zweisprachig werden. Dazu gehört selbstverständlich auch frühzeitiger Französischunterricht. Wir haben uns bei Eltern umgehört, was sie von diesem Vorhaben der Landesregierung halten.

Im Saarland soll bis 2043 neben der deutschen Sprache Französisch als zweite Verkehrs- und Umgangssprache etabliert werden. So präsentierte Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer vorige Woche ihre Frankreich-Strategie.

Die Eltern aus der Region sind allerdings geteilter Meinung über das Vorhaben: "Da ich Französin bin, wird mein Sohn sowieso schon bilingual aufgezogen", erklärt Angelique Diss aus Forbach, deren achtjähriger Sohn die Grundschule am Ordensgut besucht. "Ich finde das Vorhaben super, den Kindern schon frühzeitig die französische Sprache näher zu bringen. Denn gerade in der Kita wird es den Kindern spielerisch beigebracht, der Lernaufwand ist somit gering. Die zweite Sprache wird ihnen später nur von Vorteil sein", findet die 39-Jährige. "Viele Deutsche fahren zum Einkaufen nach Frankreich, genauso auch anders herum. Da ist es schön, wenn man ein paar Worte weiß und sich auf einfache Weise verständigen kann", sagt die Hausfrau.

Der gleichen Meinung ist Sabine Scholtzek aus Saarbrücken. "Da wir so grenznah wohnen, kommt es im Alltag oft vor, dass wir auf Französisch zurückgreifen müssen. Deshalb ist es vorteilhaft, die Sprache früh zu lernen", erzählt die 39 Jahre alte Angestellte, und sie fügt hinzu: "Außerdem lernt man als Kind sowieso am schnellsten."

Auch die Saarbrückerin Petra Bex findet das neue Vorhaben der Ministerpräsidentin gut. Allerdings würde die 45-Jährige Englisch als erste Fremdsprache bevorzugen.

"Wenn ich die Wahl hätte, dann fände ich es besser, wenn meine Kinder mit Englisch beginnen würden. Vieles läuft einfach über die englische Sprache, und das Schulfranzösisch reicht meistens sowieso kaum für eine richtige Unterhaltung aus", findet die Verwaltungsangestellte.

Werkschutzarbeiter Andreas Clemens hingegen sieht deutliche Vorteile im verstärkten Französischunterricht. Er selbst wäre sogar froh gewesen, wenn er die Sprache früher gelernt hätte.

"Unsere grenznahe Lage spielt da eine sehr große Rolle, in anderen Bundesländern fände ich das Ziel der Frankreich-Strategie nicht so sinnvoll", sagt der 51-Jährige. "Trotzdem müssen die Kinder die Sprache nicht schon in der Kita lernen, es reicht, wenn sie ab der dritten Klasse damit beginnen."

Anderer Meinung ist Uli Brucker, der findet, dass Englisch als Weltsprache noch vor Französisch unterrichtet werden sollte. "Nur weil wir an der Grenze wohnen, bedeutet es nicht, dass man Französisch später besser gebrauchen kann. Nicht Französisch, sondern Englisch, Spanisch und die asiatischen Sprachen zählen für mich zu den wichtigsten", erklärt der 46 Jahre alte Kaufmann. Gegen den frühen Einstieg in eine neue Sprache an sich habe der Saarbrücker jedoch nichts.

Saskia Bell Gamez erzählt: "Mein Sohn war bis vor kurzem noch auf einer Schule, an der Französisch fest zum Unterricht gehörte. Innerhalb von drei Wochen hat mein Sohn viel gelernt, und es ist schade, dass auf dieser Schule Französisch erst ab der dritten Klasse auf dem Stundenplan steht. In den ersten beiden Schuljahren wird lediglich eine AG angeboten", sagt die 39-jährige Erzieherin. "Davon abgesehen hat es in unserer Region enorme Vorteile, Französisch zu sprechen, damit wir im Alltag sowie auf dem Arbeitsmarkt gut mit unseren Nachbarn zusammenarbeiten können."

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