Eltern suchen Kita-Platz bequem im Internet

Saarbrücken · Das Jugendamt weiß zurzeit nicht genau, wo überall freie Kita-Plätze sind, weil die Wartelisten nicht aktualisiert werden. Das soll nun ein Internetangebot für Eltern nach dem Vorbild der Stadt Düsseldorf ändern.

Eltern, die einen Krippen- oder Kindergartenplatz suchen, können voraussichtlich Ende 2014 erstmals einen "Kita-Navigator" im Internet nutzen. Das haben die Fraktionen am Donnerstag im Regionalverbandsausschuss beschlossen. Die Verwaltung muss nun die Computersoftware in Lizenz kaufen und den Auftrag dafür ausschreiben. Die Grünen hatten den "Kita-Navigator" nach dem Vorbild der Stadt Düsseldorf angeregt. Jugendamtsleiterin Uschi Biedenkopf sagte vor der Sitzung, der "Navigator" sei wichtig, weil das Amt dann täglich wisse, wie viele Plätze frei seien, den Eltern viele Informationen über die Kitas biete und den Leiterinnen in Kindergärten und Krippen dadurch Arbeitszeit spare. Das Jugendamt hat im Sommer festgestellt, dass Eltern ihre Kinder gleichzeitig in fünf bis zehn Einrichtungen anmelden, es aber keine Rückmeldung gibt, für welche Kita sie sich entschieden haben und wo diese Kinder trotzdem noch auf der Warteliste stehen. Die Eltern könnten sich künftig im Internet für mehrere Kitas vormerken lassen, erklärt die Sachbearbeiterin Nicole Krämer. Wenn sie sich am Ende für eine Kita entscheiden und dort einen Vertrag unterschreiben, werde das im Internet vermerkt und automatisch alle anderen Vormerkungen im Internet gelöscht.

Das System funktioniere aber nur, wenn alle Kindergärten und Krippen mitmachen, ergänzt Biedenkopf. Beim Düsseldorfer "Kita-Navigator" können die Eltern unter anderem den gewünschten Stadtteil und die Betreuungszeiten auswählen. Der "Navigator" für die 160 Kitas koste den Regionalverband bei sechs Jahren Laufzeit jährlich 36 000 Euro. In Düsseldorf nutzen 95 Prozent der Eltern den "Kita-Navigator", teilt der Regionalverband mit.

Nach einer Untersuchung der Technischen Universität Dortmund und des Deutschen Jugendinstituts 2013 liegen nun erstmals Zahlen vor, wie viele Eltern einen Krippenplatz in der Region suchen: 38,3 Prozent sind es im Regionalverband, teilt Thomas Kruse vom Jugendamt mit. Das Bundesfamilienministerium habe die bundesweite Studie in Auftrag gegeben, 93 Kommunen und Landkreise hätten mitgemacht. 26,6 Prozent der Eltern mit Kindern unter drei Jahren hätten den Fragebogen ausgefüllt, sagt Kruse. Diese Zahlen seien dann auf den Regionalverband hochgerechnet worden. Ergebnis: Der Bedarf nach einem Betreuungsplatz in einer Krippe oder bei einer Tagesmutter ist nach Angaben Kruses sehr unterschiedlich. Während in fast allen Umlandgemeinden der Bedarf unter der vom Bund festgesetzten Quote, nach der in jeder Kommune 35 Prozent der Kinder mit Plätzen versorgt werden müssen, liege, sei der Bedarf in Saarbrücken höher und liege laut der Untersuchung bei 41,2 Prozent. Das sind 1709 Betreuungsplätze.

Derzeit gibt es 1190 Plätze in den Saarbrücker Kitas und bei Tagesmüttern, teilt Jugendhilfe-Planer Heinz-Peter Westhofen mit. Das seien 28,6 Prozent. Der Bedarf könne aber mittelfristig gedeckt werden. Mehrere Faktoren seien dafür entscheidend: Erstens müssten alle geplanten Baumaßnahmen umgesetzt werden, zweitens plane die Stadt Saarbrücken, die alte Kindertagesstätte in Jägersfreude kurzfristig für 30 Kinder herzurichten.

Außerdem könnten ab Januar 2014 im Saarland in jeder Krippengruppe elf Kinder betreut werden statt bisher zehn. Damit steige der "Versorgungsgrad". Alles zusammengerechnet kommt Westhofen auf 1750 Plätze in Saarbrücken. Jugendamtsleiterin Uschi Biedenkopf betonte aber, dass die Vergrößerung der Krippengruppen nur eine Übergangslösung sein könne. Dort, wo ein besonders großer Bedarf ist, setzt sie auf mehr Tagesmütter und -väter. Allerdings sei die geringe Bezahlung für viele ein Problem.

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