„Einzigartig hoch drei“
Saarbrücken · Eine Ikone des Bürohaus-Baus der 1960er wird zu schicken Stadtwohnungen: Das Siemens-Haus am Rand des Nauwieser Viertels wird aus seinem achtjährigen Leerstand entlassen.
Es ahnen wohl die wenigsten Saarländer, dass das ehemalige Siemens-Gebäude in der St. Johanner Martin-Luther-Straße als Juwel des deutschen Bürohausbaus der 1960er Jahre gilt und mitsamt den beiden Nebenbauwerken Kantine und Werkstatt unter Denkmalschutz steht. Entworfen hatte es der Architekt Peter C. von Seidlein. Seit Siemens den Komplex 2008 aufgab, weil er zu groß, zu unpraktisch und zu teuer im Unterhalt geworden war, galt er sogar als Leerstands-Makel. Im Februar 2016 wurde nun eine Baustelle daraus, denn die Bauwerk Immobiliengesellschaft GmbH aus Saarlouis will bis Mitte 2018 insgesamt 92 Wohnungen in drei Abschnitten und Komplexen zum Kaufen oder Mieten daraus machen. "Unique hoch drei" ist der Arbeitstitel. Im Erdgeschoss warten 400 Quadratmeter Gewerbefläche auf Praxis, Kanzlei und Tagescafé.
25 Millionen Euro nehme man für das Projekt in die Hand, wie Mit-Geschäftsführer Eric Nalbach bei einem Rundgang verriet. Arrangiert hatte ihn die SPD-Stadtratsfraktion. Man wolle immer aus erster Hand wissen, was passiere und nicht Gerüchten nachspüren, so Vorsitzender Peter Bauer. Man habe ja viele Jahre fast schon verzweifelt nach einer Neunutzung für das Gebäude gesucht.
Eine Belegung durch die HTW kam nicht zustande. Nach Schätzungen der Sozialdemokraten entstehen derzeit im Stadtteil St. Johann an diversen Stellen etwa 1200 Wohneinheiten, die meisten im gehobenen und sehr hohen Segment, also mit Quadratmeterpreisen von 3000 Euro und darüber. Da sei es nicht verkehrt, wenn Konkurrenz aufkomme, das bremse die Preisentwicklung, spekulierte Bauer - und zeigte sich zuversichtlich, dass unter dem neuen Baudezernenten Prof. Heiko Lukas auch der günstige Mietwohnungsbau in die Gänge komme. Nach Schilderung von Eric Nalbach ist die Nachfrage nach Wohnungen im Siemens-Haus hoch. Von den 41 Wohnungen im Hochhausteil seien nur noch drei frei. Die Kunden seien Menschen, die ein Faible für die besondere Bürohaus-Architektur hätten und es liebten, sich unter hohen Decken und Sichtbeton einzurichten.
Die Fassade des Hauses, die keine statische Funktion hat, bleibt übrigens wie eine Art Regenmantel im ursprünglichen Zustand erhalten, die eigentliche neue Fassade wird nach innen versetzt. So wird ein Niedrigenergiehaus daraus; geheizt wird mit Fernwärme.