Eingesponnen in die zweite Haut

Saarbrücken · Fünf Ausstellungen mit Künstlern aus fünf verschiedenen Ländern zeigt die Stadtgalerie in diesem Jahr. Deren Leiterin Andrea Jahn stellte sie jetzt dem Kulturausschuss des Saarbrücker Stadtrats vor.

 Für ihre Arbeit „Traces of Life“ hat Chiharu Shiota ein Hochzeitskleid in ein Netz aus schwarzen Wollfäden gestellt. Foto: Sunhi Mang

Für ihre Arbeit „Traces of Life“ hat Chiharu Shiota ein Hochzeitskleid in ein Netz aus schwarzen Wollfäden gestellt. Foto: Sunhi Mang

Foto: Sunhi Mang

Für Andrea Jahn beginnt das Jahr gleich mit einem Highlight. Denn am 30. Januar kommt Chiharu Shiota mit einer Einzelschau in die Saarbrücker Stadtgalerie (bis 5. April). Die Performance- und Installationskünstlerin aus Japan darf ihr Land bei der diesjährigen Biennale von Venedig vertreten und ist auch sonst rund um den Globus sehr gefragt. In ihren Rauminstallationen kleidet sie Möbelstücke oft in dichte Gespinste aus roten oder schwarzen Fäden. Was der Titel ihrer Saarbrücker Schau "Seven Dresses" schon andeutet: Auch das Kleid spielt in ihren Arbeiten eine wichtige Rolle. Es steht für die zweite Haut, die den Menschen mit der Außenwelt verbindet und Erinnerungen enthält. Shiota kam 1996 zum Studium nach Berlin und ist, wie so viele Künstler, dort sesshaft geworden. Aus der Hauptstadt kommen auch Claudia Brieske, die in Saarbrücken studierte, und Franziska Baumann.

Die Beiden werden mit ihrer Video- und Klanginstallation "Nomadix" zum 30-jährigen Bestehen der Stadtgalerie ab 24. April für zwei Wochen den Hof bespielen. Am selben Tag eröffnet in den Galerieräumen eine Schau des österreichischen documenta-Teilnehmers Martin Walde (bis 26. Juni). Er formuliere in seinen Installationen mit Titeln wie "Ein zweites Heim für Schrödingers Katze" oft Laborsituationen und Experimente, erklärte Andrea Jahn den Mitgliedern des Kulturausschusses und bescheinigte ihm einen wunderbaren hintergründigen Humor.

Auf Walde, der laut Jahn in Deutschland neben Kassel bisher erst einmal zu sehen war, folgt am 10. Juli (bis 18. Oktober) die Schweizerin Renée Levi, die Jahn zufolge bisher mehr in Frankreich als in Deutschland bekannt ist. Die Architektin, Malerin und Installationskünstlerin besprüht Leinwände und Wände, oft mit nur ein oder zwei Farben aus der Dose, so lange, bis sie versiegen. Worauf es Levi dabei ankomme, sei die Prozesshaftigkeit ihrer Malerei und die Auseinandersetzung mit Räumen.

Videos, die dem Betrachter zunächst vorkommen wie feststehende Bilder von gemäldeartigen Charakter, sind das Markenzeichen von Gianfranco Foschino. "Wegen der Langsamkeit, mit denen sich auf den Bildern etwas verändert", sagt Andrea Jahn. Der Chilene, dessen Ausstellung (vom 10. Oktober bis zum 16. Januar 2016) das Jahresprogramm beschließt, richtet seine Kamera auf Baustellen, Menschen an Bushaltestellen oder in Favela-Hinterhöfe, kreiert aber auch Objekte aus Fundstücken mit politischer Brisanz.

Mit der bisherigen Entwicklung der Stadtgalerie zeigte sich Jahn sehr zufrieden. Zwischen 1500 und 2000 Besucher pro Ausstellung erreiche man mit dem kleinen, aber feinen Programm, auch Franzosen. Gern würde sie diese mit französischsprachigen Informationen bedienen, dafür reiche aber der Etat nicht aus. "Wir bräuchten dafür Sponsoren", so Jahn.

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