„Eine Startgemeinschaft Saar ist reizvoll“

Saarbrücken. Werner Zimmer ist seit 14 Jahren Präsident des Saarländischen Leichtathletik Bundes (SLB). Der 77-jährige frühere Moderator der ARD-Sportschau sprach mit SZ-Mitarbeiter Sebastian Zenner unter anderem über die Konkurrenzsituation der Sportarten.

 Werner Zimmer, der Präsident des Saarländischen Leichtathletik-Bundes, sieht seinen Verband derzeit ganz ordentlich aufgestellt. Eine zweite Leichtathletik-Halle würde dem SLB zwar gut zu Gesicht stehen, „aber aus Kostengründen wird sich diese Situation wohl nicht verbessern“, bleibt Zimmer realistisch. Foto: Dietze

Werner Zimmer, der Präsident des Saarländischen Leichtathletik-Bundes, sieht seinen Verband derzeit ganz ordentlich aufgestellt. Eine zweite Leichtathletik-Halle würde dem SLB zwar gut zu Gesicht stehen, „aber aus Kostengründen wird sich diese Situation wohl nicht verbessern“, bleibt Zimmer realistisch. Foto: Dietze

Foto: Dietze
 Axel Riedschy, der Vizepräsident des Saarländischen Behinderten- und Rehabilitationssportverbandes, äußert sich im SZ-Interview zur Struktur und den Zielen seines Verbandes. Foto: Oliver Dietze

Axel Riedschy, der Vizepräsident des Saarländischen Behinderten- und Rehabilitationssportverbandes, äußert sich im SZ-Interview zur Struktur und den Zielen seines Verbandes. Foto: Oliver Dietze

Foto: Oliver Dietze
 Karl-Heinz Groß, der Präsident des Pferdesportverbandes Saar. Foto: Wieck

Karl-Heinz Groß, der Präsident des Pferdesportverbandes Saar. Foto: Wieck

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Herr Zimmer, wie sind Sie eigentlich zur Leichtathletik gekommen?

Werner Zimmer: Ich war ein besserer Leichtathlet, als ich Fußballer war. Ich war im Internat im Schwarzwald und habe dort schon viel Sport getrieben. Als ich in dieser Zeit irgendwann einmal mit einem Kumpel auf dem Sportplatz am Kieselhumes trainiert hatte, fiel ich einem Trainer auf, der mich dann gefragt hat, ob ich nicht Vereinsmitglied werden wollte. So kam ich zu den ersten Landesmeisterschaften der Jugend und wurde auf Anhieb gegen den großen Favoriten Meister über die 800 Meter. Und zwar in 2:00,4 Minuten - diese Zeit habe ich immer noch im Kopf.

Sie haben sich selbst gegen den Fußball und für die Leichtathletik entschieden. Ist der Fußball wie bei vielen anderen Sportarten der größte Konkurrent der Leichtathletik ?

Zimmer: Das ist keine Konkurrenz. Ich sehe die Beliebtheit und den größten Zulauf des Fußballs als gottgegeben. Kinder wollen lieber mit zwei oder drei Freunden zusammen kicken, als alleine um einen Sportplatz zu laufen. Wir haben uns im Verbandspräsidium relativ schnell darauf geeinigt, dass wir Nachwuchsathleten weder mit aller Macht halten, noch anderen Sportarten ,wegnehmen' wollen. Wenn wir feststellen, dass ein Sportler die Voraussetzungen und persönlichen Neigungen zu einer anderen Sportart hat, dann müssen wir ihn auch dorthin gehen lassen. Umgekehrt sollte das natürlich auch gelten für vielseitige Sportler, die in der Leichtathletik mehr erreichen können als in einer anderen Sportart. Dieser Austausch unter den Verbänden ist gut, wenn auch noch verbesserungswürdig.

Musste oder muss es hier angesichts des Demografischen Wandels zu einem Umdenken kommen?

Zimmer: Ich habe diese Konkurrenzsituation der Sportarten immer freundlich gesehen und nie kämpferisch. Das würde außer Ärger auch nichts bringen. Bevor es zu Abwanderungen kommt, muss man miteinander reden. Zwingen kann man ohnehin niemanden zu irgendwas. Die Situation ist aber Fakt. Von daher ist es auch eine Frage der Angebote der Vereine und Verbände.

Inwieweit haben sich die Angebote und damit auch die Aufgaben von Sportvereinen aufgrund der gesellschaftlichen Entwicklung verändert?

Zimmer: Die Aufgabenpalette ist einfach größer geworden. Die Eltern haben immer weniger Zeit, ihr beruflicher Stress ist größer geworden und auch der Stress der Kinder und Jugendlichen in der Schule. Von daher haben die Vereine auch immer mehr soziale Aufgabenfelder, und die ehrenamtlich Engagierten vor Ort müssen aufmerksamer sein.

Die Ehrenamtlichen werden immer weniger. Auch in Ihrem Verband?

Zimmer: In den Vereinen sehe ich hier und da schon ein paar Probleme. Gerade mit Blick auf den Leistungssport-Bereich muss man überlegen, ob man diese Arbeit nicht besser weiter konzentriert. Es gibt auch schon viele Kooperationen, aber dabei darf auch der Einzelverein nicht auf der Strecke bleiben. Hier muss die Identität erhalten bleiben. Eine Startgemeinschaft Saar bei nationalen und auch internationalen Veranstaltungen ist ein reizvolles Thema - im Prinzip würden alle davon profitieren. Bei vier großen Vereinen im Land allerdings nur schwer umzusetzen.

Wie geht es dem SLB in finanzieller Hinsicht?

Zimmer: Solange sich nichts an der Zuteilung der Toto-Mittel ändert, geht es unserem Verband ganz gut. Also solange im Saarland weiter fleißig getippt wird oder diese Regelung grundlegend verändert wird und an dieser Stelle kein Einnahmen-Einbruch droht, haben wir keine finanziellen Probleme.

Wie sehen Sie die infrastrukturelle Lage der Leichtathletik im Saarland ?

Zimmer: Was das Sommertraining angeht, sind wir mittlerweile ziemlich gut aufgestellt. Wir haben im Saarland rund 20 Kunststoff-Anlagen. Die Ballungsräume sind gut bestückt, allerdings gibt es im nördlichen Saarland den einen oder anderen schwarzen Fleck. Im Stadtbereich Saarbrücken könnte man noch eine solche Anlage gebrauchen. Derzeit nutzen der ATSV und das LAZ Saarbrücken die Anlage am Kieselhumes, von daher könnte man auf dem Gelände des ATSV noch eine entsprechende Anlage gut gebrauchen. Problematisch ist die Situation im Winter, wenn es in die Halle geht. Wir haben nur eine echte Leichtathletikhalle mit Rundbahn und anderen Anlagen, nämlich die an der Sportschule, und die ist immer proppevoll. Von daher würde uns eine zweite Leichtathletikhalle gut tun, aber aus Kostengründen wird sich diese Situation wohl nicht verbessern.

Wie wichtig sind Aushängeschilder für Ihren Verband?

Zimmer: Unser absolutes Aushängeschild ist Christian Reif. Und das nicht nur aus sportlicher Sicht, sondern auch als Vertreter seiner Sportart. Das wird nicht zuletzt durch seine Art und Weise bei medialen Auftritten deutlich. Was das angeht, haben wir im Moment noch keinen ähnlich veranlagten Athleten im Blick. Der Landesverband wird beim Deutschen Leichtathletik Verband nur wahrgenommen, wenn er Aushängeschilder im Aktivenbereich hat. Von daher ist Christian für uns ungemein wichtig. Natürlich werden Kinder vor allem durch Athleten im Fernsehen angesprochen, und da erscheint die Leichtathletik relativ selten.

Wichtig sind auch bekannte Veranstaltungen wie das Pfingstsportfest in Rehlingen . . .

Zimmer: Sogar sehr wichtig. Dank harter und kontinuierlicher Arbeit über viele Jahre ist die Veranstaltung systematisch gewachsen. Es gibt in Deutschland nur die Hauptstadt Berlin, die eine längere Leichtathletik-Tradition hat. Von daher muss man dies besonders fördern - allerdings ohne Nachteile für andere.

Warum sollten sich junge und ältere Menschen ausgerechnet für die Leichtathletik entscheiden?

Zimmer: Weil sich hinter dem Angebot Leichtathletik so viel verbirgt, das man tun kann. Laufen, Springen, Werfen - um nur einige zu nennen. Die Palette ist so breit, dass sich jeder, der irgendeine Affinität zu Sport hat, hier wohlfühlen kann. Und muss.

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