Eine Schönheit, die Arbeit macht

Saarbrücken. Ludwigskirche - was ich damit verbinde, weshalb ich sie liebe? Nicht einfach zu beantworten, denn es gibt vieles

Saarbrücken. Ludwigskirche - was ich damit verbinde, weshalb ich sie liebe? Nicht einfach zu beantworten, denn es gibt vieles. Ein Kleinod, so sagen viele Besucher, ein Bauwerk von internationaler Bedeutung, eine Kirche und ein Platz, die einmalig sind und auf die Unesco-Liste "Weltkulturerbe der Menschheit gehören", eine Baustelle mit immer wieder neuen Aufgaben und eine immer noch nicht komplette Wiederherstellung eines Bauwerks im Sinne des erbauenden Friedrich Joachim Stengel. Viele Besucher, darunter Staatsoberhäupter, kamen und haben sich davon überzeugt.

1977 kam ich zunächst als Pastor im Hilfsdienst nach Alt-Saarbrücken, wurde dann zum Pfarrer gewählt. Alt-Saarbrücken und die Menschen haben mich begeistert. Damals war die Ludwigskirche ein weiter, lichter Raum ohne Emporen, Karyatiden, Kanzel, Orgel, Treppen. In sich schön, aber unvollständig. Der Ludwigsplatz war Parkplatz, bis auf Drängen des damaligen Ministerpräsidenten Franz-Josef Röder Poller mit Ketten eine Begrenzung und damit eine neue Sicht der Platzanlage schufen. So wurde der einmalige Architekturplatz mit seinen schönen Gebäuden mit ausgewogenen Proportionen aufgewertet.

Was am 5. Oktober 1944, in diesem Jahr vor 65 Jahren, in einer Nacht im englischen Brandbombenhagel zerstört wurde, ist in jahrzehntelanger Kleinarbeit, früher auch in harten Auseinandersetzungen, allmählich wieder entstanden.

Der Innenraum der Ludwigskirche wird bis zum Tag der Deutschen Einheit am 3. Oktober komplettiert. Durch die "Freunde und Förderer der Ludwigskirche" konnte mit finanzieller Hilfe des Saarlandes und der Saarländischen Denkmalpflege Ende letzten Jahres der Auftrag erteilt werden zur Wiedererrichtung der Fürstenstuhl-Loge als Gegenüber zu Altar, Kanzel und Orgel. Das ist ein Bild für Martin Luthers sogenannte Zwei-Reiche-Lehre, die den Anspruch Gottes und der weltlichen Herrschaft auf den Menschen beschreibt. Noch fehlen rund 5000 Euro, um alle Schnitzarbeiten anzufertigen. Und so bitte ich die jährlich etwa 100 000 Besucher und alle Saarländer um eine finanzielle Unterstützung.

Zum ersten Mal bewusst wahrgenommen habe ich die Ludwigskirche Ende der sechziger Jahre - als Baustelle. Damals wurde die Decke in ihrer barocken Form eingebaut.

Ich war fasziniert, dachte aber gar nicht daran, dass ich als Saarländer einmal in Alt-Saarbrücken als Pfarrer arbeiten würde.

An Pfingsten hat der passive Teil meiner Altersteilzeit begonnen, und ich wurde aus der Gemeinde verabschiedet. Auf Wunsch des Presbyteriums werde ich die begonnenen Arbeiten an der Ludwigskirche abschließen und bin bis Jahresende für die Ludwigskirche soweit zuständig, ebenso auch für die Ökumenische Sozialstation Alt-Saarbrücken. Bis Jahresende soll die geplante Stiftung Ludwigskirche gegründet sein.

So ist die Ludwigskirche für mich nicht nur, wie meine früheren ehrenamtlichen Mitarbeiter aus dem Gemeindebezirk Folsterhöhe treffend sagten, "einfach schön", sie ist auch Arbeit. Bei nahezu jedem Besuch zu unterschiedlichen Zeiten entdeckte ich Neues und Bestaunenswertes.

Manches wurde von mir zusammengefasst in dem Ende letzten Jahres herausgegebenen neuen Sachbilderbuch zu Kirche und Platz. Das Buch ist in Zusammenarbeit mit dem Saarbrücker Fotografenmeister Gerhard Heisler und dessen Sohn Martin entstanden, der am Wochenende mit seiner Frau Katrin in die Ludwigskirche zur Trauung kam. Aussage des Brautpaares: "Wir sind stolz darauf, in der Ludwigskirche getraut zu werden, einem der wichtigsten protestantischen Sakralbauten Deutschlands. Insbesondere freuen wir uns, von Pfarrer Horst Heydt getraut zu werden. Er hat durch seinen Einsatz in den letzten Jahrzehnten beigetragen, dass Kirche und Platzanlage wieder nahezu in dem barocken Glanz erstrahlen, wie vor etwa 234 Jahren, als sie unter Fürst Ludwig fertig gestellt wurden."

Spendenkonto Ludwigskirche 59 59 bei der Sparkasse Saarbrücken.

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