Eine kurze Zukunft: Broschüre über bedrohte Kirchbauten

Saarbrücken · Heute wird eine neue „Kunstort“-Broschüre vorgestellt, in der sich Marlen Dittmann mit den Kirchen St. Pius, St. Mauritius und St. Paulus beschäftigt.

 Groß gedacht, heute bedroht: St. Paulus in Malstatt. Foto: Avenia

Groß gedacht, heute bedroht: St. Paulus in Malstatt. Foto: Avenia

Foto: Avenia

. Modern, innovativ, was Architektur und Material betraf, und bereit, eine stark angewachsene Gemeinde aufzunehmen: Das waren die besonderen Kennzeichen von Kirchen, die nach 1945 in Saarbrücken gebaut wurden. Drei davon stellt eine neue Broschüre der Reihe "Kunstort" vor, die die Landeshauptstadt Saarbrücken in Zusammenarbeit mit dem Institut für aktuelle Kunst im Saarland herausgibt. Autorin des 40 Seiten starken Heftes im handlichen DIN-A5-Format ist die Saarbrücker Architekturkritikerin und Vorsitzende des Werkbunds Saar, Marlen Dittmann. Im Zentrum stehen dabei die Pfarrkirchen St. Pius in St. Arnual, St. Mauritius in Alt-Saarbrücken und St. Paulus in Malstatt - deren besondere Eigenschaften sorgen zugleich auch für deren "akute Gefährdung", so Marlen Dittmann.

Alle drei Kirchen entstanden ungefähr zur selben Zeit zwischen 1956 und 1963 als "strenge Betonbauten", so die Autorin. Bewusst wurde dafür eine Formensprache gewählt, die vom gewohnten Bild einer Kirche abwich. St. Paulus sollte in seiner Gestalt mit Absicht an ein Fabrikgebäude erinnern, um den großteils werktätigen Gemeindegliedern einen vertrauten Ort und vor allem der schlagartig von ein paar hundert auf ein paar tausend Mitglieder gewachsenen Pfarrgemeinde ausreichend Raum zu bieten. Was alle drei Kirchen einst auszeichnete, gefährdet sie heute: Beton, ein moderner Werkstoff, mit dem sich offene Kirchenräume bauen ließen und von dem man glaubte, erinnert Marlen Dittmann, dass man ihn nicht groß zu pflegen brauche. Bekanntlich ein Irrtum. Doch für eine Sanierung fehlt Geld, nicht zuletzt, weil die einst großen Gemeinden schrumpfen. Und warum sanieren, wenn es keine Gemeinde mehr gibt? St. Mauritius wurde bereits profaniert und zeitweise von der Hochschule für Musik genutzt. Auch bei St. Pius wird eine Umnutzung diskutiert. Umso wichtiger daher, auf die einstige Bedeutung dieser Sakralbauten hinzuweisen.

Präsentation der Broschüre und Vortrag von Marlen Dittmann heute 18 Uhr, im Haus der Architekten, Neumarkt 11. Eintritt frei. www.kunstraum.saarbruecken.de

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