Eine Kunst: Einfach mal richtig losschreien

Saarbrücken · Während der Saar-Art findet im ehemaligen Kultusministerium nicht nur eine Ausstellung, sondern auch ein großes Rahmenprogramm statt.

 Applaus für welche, die sich zu schreien trauen: Der Schreichor im Pingu-Bau. Foto: Iris Maurer

Applaus für welche, die sich zu schreien trauen: Der Schreichor im Pingu-Bau. Foto: Iris Maurer

Foto: Iris Maurer

Zunächst sehen sie wie ein ganz gewöhnlicher Chor aus, die zwei Frauen und drei Männer, die sich auf die Stufen im Treppenhaus des ehemaligen Kultusministeriums stellen und einen gemeinsamen Ton anstimmen.

Doch als die Chorleiterin den Einsatz gibt, singen sie nicht etwa "Freude schöner Götterfunken", sondern stoßen kurze schrille Schreie aus. Mal versetzt, mal unisono, immer schön rhythmisch und im Takt, den Rosita Hofmann vorgibt.

Die Kunststudentin hat sich diese Performance ausgedacht, die sie gemeinsam mit Kommilitonen im ehemaligen Kultusministerium aufführt. Als Auftakt zu einer Veranstaltungsreihe, die dort das Projekt "Etat d‘Esprit" im Rahmen der Landeskunstausstellung Saar Art begleitet.

In dem von Architekt Georges-Henri Pingusson ursprünglich als französische Botschaft entworfenen Gebäude zeigen Studierende der Hochschule der Bildenden Künste flankierend zur Saar Art derzeit eigene Arbeiten, die den "Geist des Hauses" aufgreifen wollen. Wie eine Schrei-Performance dazu passt? Schreien sei eine menschliche Ausdrucksform, die man sich im Alltag sehr wenig zu nutzen traue, höchstens mal aus Angst oder Freude, sagt Hofmann. Dabei gebe es doch angesichts der Nachrichten, die täglich aus aller Welt aus den Mediengeräten auf einen einprasselten, Grund zum Schreien genug. "Einfach mal mitschreien!" lautete daher die unterschwellige Botschaft ihres Chores, der sich nach einigen Minuten unter die rund zwanzig Zuschauer mischte. Doch die Einladung zur Express-Urschreitherapie nahmen leider nur wenige an. Zuvor hatten die Besucher alle mit großem Interesse den Vorträgen von Norbert und Eva Mendgen über die Geschichte und europäische Bedeutung des denkmalgeschützten Pingusson-Baus gelauscht.

Mit einer Mischung aus Vorträgen und Performances, jeweils von 14 bis 18 Uhr, geht die Reihe im Pingu-Bau auch weiter. "Misunderstoodmands", also Missverständnisse, heißt es am Freitag, 12. Mai, um 17 Uhr, wenn gleich zwölf Studierende mit ihrem Kunstprofessor Georg Winter gemeinsam eine Performance aufführen. Am Sonntag, 14. Mai, hält Kunsthistoriker und Kunsttheoretiker Matthias Winzen von der HBK Saar um 16 Uhr unter Bezugnahme auf den Garten des Pingusson-Baus einen Vortrag über Parks.

Jeweils ab 21 Uhr läuft von Donnerstag bis Samstag im Kumi-Park auch Open-Air-Kino. Gezeigt werden unter dem Motto "Archiciné" ausgesuchte Lang- und Kurzfilme zum Verhältnis von Mensch und Architektur.

Und schließlich lohnt es sich auch, sich im Gebäude und draußen, die vielen Kunstwerke anzusehen, die die Studieren zum "Etat d‘Esprit" erstellt haben. Über einen Mangel an interessierten Besuchern kann die Projekt-Gruppe bisher nicht klagen. Auch nicht bei Regen. "Hier war eigentlich den ganzen Sonntag über Bewegung", erklärt Kunstprofessor Eric Lanz zufrieden.

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Während der Saar-Art finden gibt es folgende Termine im Pingusson-Bau: Freitag, 12. Mai, 14 Uhr: Große Aïoli, 17 Uhr: Misunderstoodments, Performance zur Ausstellungsreihe "Move Your Homeland! You leave - we welcome you! II". Sonntag, der 14. Mai,. 14 bis 18 Uhr: Pingusson Park Performance. 14 Uhr: Eat'n'speak, Karolina Suflida. 16 Uhr: Ruinen im Park. Vortrag Matthias Winzen. Im Anschluss: Mudamarah: die Jagd, Performance Michael von Schönberg Sonntag, der 21. Mai, 16 Uhr: Vortrag "Gehen, sprechen, sehen". Im Anschluss: Performance, Wanderley Vieira. Donnerstag bis Samstag, 21 Uhr: Archiciné, Architekturfilme.

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