Eine Königin mit Seltenheitswert

Saarbrücken · Eine großartige Orgel und eine besondere Akustik: Das bietet die Kirche St. Michael in Saarbrücken. Aber nur wenige wissen davon. Das will ein neu gegründeter Förderverein für Kultur nun ändern.

 Fans der Orgel von St. Michael: Thomas Kitzig, Eugen Vogt und Markus Pack (v.l.). Foto: Iris Maurer

Fans der Orgel von St. Michael: Thomas Kitzig, Eugen Vogt und Markus Pack (v.l.). Foto: Iris Maurer

Foto: Iris Maurer

. Mitten in Saarbrücken herrschen Pariser Verhältnisse. Vermutlich könnte man es sogar wissenschaftlich belegen, man bräuchte nur eine Stoppuhr. Denn die Besonderheit der Pfarrkirche St. Michael offenbart sich erst, nachdem Markus Pack die Hände von der Tastatur nimmt. Acht gestandene Sekunden hallt der Orgelklang von den mächtigen Mauern des Kirchenschiffs nach, ehe er erlischt.

"Notre-Dame-Verhältnisse", sagt der musikalische Leiter des Fördervereins für Kirchenmusik in St. Michael. Eine Kirche mitten in Saarbrücken, die Hörgenuss von kathedralem Ausmaß beherbergt. In Symbiose mit dem riesigen Raum ist das Herzstück der Kirche eine Besonderheit bis über die Landesgrenzen hinaus.

Markus Pack entlockt den 53 Registern der Späth-Orgel liebliche, impressionistische Träumereien ebenso wie sakrale Urgewalt innerhalb weniger Momente. 1925 gebaut, ist sie dem Klangbild der Romantik nachempfunden. 1984 restauriert, erhielt sie auf barockem Werkprinzip fußende Eigenschaften hinzu. Gemeinsam mit der Akustik des Kirchengebäudes steht Musikern hier ein wertvolles Klanguniversum bereit.

Voraussetzungen, die noch zu wenig Anklang beim Publikum erfahren, wie der Förderverein für Kirchenmusik in St. Michael findet. "Viele Saarbrücker kennen St. Michael gar nicht", sagt Pfarrer und geborenes Mitglied des Fördervereins Eugen Vogt. Zu versteckt sei die Kirche, zu sehr im Wohngebiet gelegen statt an befahrener Straße.

Dabei dürfe dieser Schatz kein Schattendasein führen. Die Kirche soll öfter geöffnet werden, um regeren Zulauf herzustellen. "Vor allem aber wollen wir mit musikalischen Veranstaltungen unsere Kirche dem Publikum näher bringen", sagt Eugen Vogt. "Damit diese besondere Orgel adäquat genutzt werden kann", fügt der Vereinsvorsitzende und Musikschuldirektor Thomas Kitzig hinzu. "Wir wollen nicht die eingefahrenen Wege gehen", sagt Kitzig.

Zum 90-jährigen Jubiläum der Pfarrkirche St. Michael hat der Verein ein musikalisches Programm abseits der Norm entwickelt: sechs Konzerte, verteilt über das ganze Jahr, mit größtenteils moderner Färbung und kaum Komponisten außerhalb des 20. Jahrhunderts.

"Den Auftakt zur Veranstaltungsreihe", sagt Kitzig, "beginnen wir am Sonntag mit einem Paukenschlag." Markus Pack wird zusammen mit der Schlagzeugerin Birgit Ibelshäuser unter dem Motto "Europa trifft Africa" konzertieren. Im Jahresverlauf bietet der Förderverein mit Andreas Rothkopf von der Hochschule für Musik Saar und dem Titularorganisten der Pariser Kirche St. Sulpice, Daniel Roth, zwei hochkarätige Gastsolisten auf.

Und dann ist da noch der große Traum vom Sinfoniekonzert in St. Michael. "Interesse von Orchestern gibt es, jedoch hängt der Erfolg einer solchen Veranstaltung von vielen kleinen Faktoren ab", sagt Thomas Kitzig. Grundsätzlich sei solch ein Unterfangen, ein gesamtes Sinfonieorchester mit der Orgel musizieren zu lassen, in der Pfarrkirche durchaus möglich.

Sonntag, 26. Januar, 18 Uhr: "Europa trifft Africa", ein Konzert mit Orgel und Schlagzeug. Pfarrkirche St. Michael, Schumannstraße in St. Johann. Birgit Ibelshäuser (Schlagzeug und Stimme) und Markus Pack (Orgel) interpretieren Werke von Pierre Cocherau (1924-1984), Robert M. Helmschrott (geb. 1938), Enjott Schneider (geb. 1950) und anderen. Der Eintritt ist frei.

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