Eine Grube voller Stadtgeschichte

Saarbrücken. Wer künftig im neuen Hotel gegenüber dem Staatstheater absteigt, bewegt sich auf historisch bedeutendem Boden: Hausfundamente aus dem Mittelalter, dem Barock und dem 19. Jahrhundert sowie ein rund 15 Meter langes Stück der spätmittelalterlichen Stadtmauer haben Archäologen in den vergangenen Monaten in der Baugrube freigelegt, in der bald das Hotel entstehen soll

Saarbrücken. Wer künftig im neuen Hotel gegenüber dem Staatstheater absteigt, bewegt sich auf historisch bedeutendem Boden: Hausfundamente aus dem Mittelalter, dem Barock und dem 19. Jahrhundert sowie ein rund 15 Meter langes Stück der spätmittelalterlichen Stadtmauer haben Archäologen in den vergangenen Monaten in der Baugrube freigelegt, in der bald das Hotel entstehen soll.

Erhalten werden könnten Fundamente und Stadtmauer am Fundort nicht, da aus Gründen des Hochwasserschutzes eine Wanne ausgehoben werden müsse, sagte der Leiter des Landesdenkmalamtes, Professor Josef Baulig, am Mittwoch bei einem Pressetermin mit Umweltministerin Simone Peter. Man hätte die Stadtmauer ohnehin nur in der Tiefgarage gesehen. Nun wolle man versuchen, Teile der ausgegrabenen Mauer anderswo zu zeigen.

"Es gibt in solchen Fällen immer einen Interessenkonflikt zwischen Denkmalschutz und dem Wunsch, eine Lücke im Stadtbild zu schließen", räumte Umweltministerin Simone Peter ein.

Sie bezeichnete die baubegleitenden archäologischen Arbeiten als "Chance, Fundstücke zu sichern und ins Museum zu bringen". Laut Josef Baulig wurde bei den nun endenden Untersuchungen zum ersten Mal die Stadtbaugeschichte von St. Johann eingehend untersucht. Anhand der ersten Ingenieuraufnahme der Stadt St. Johann aus dem 18. Jahrhundert erläuterte Baulig am Mittwoch, wie Stadtplanung zu Fürstenzeiten aussah: "Typisch in dieser Zeit war, dass erst innerhalb der Stadtmauer alles bebaut sein musste, ehe außerhalb gebaut werden durfte."

Neben den Fundamenten mehrerer Häuser, die einst innerhalb der Stadtmauer standen, wurden bei den Ausgrabungen auch zahlreiche Gebrauchsgegenstände gefunden. In einem Baucontainer zeigte Grabungsleiterin Constanze Schiene einige Fundstücke, darunter ein Gefäß aus dem Spätmittelalter, einen bemalten Tontopf und Flaschen aus dem 19. Jahrhundert.

Ein besonders schönes Stück unter den so genannten "Kulturfunden" ist laut Baulig ein gusseiserner Topf. Kunstgegenstände habe man nicht gefunden. Bis zu 3,80 Meter tief hatten die Archäologen gegraben und waren so bis in die Zeit um 1400 bis 1500 nach Christus vorgedrungen. Wegen der Präsentation der Fundstücke sind laut Baulig Gespräche mit dem Historischen Museum geplant. Zunächst jedoch werden die historischen Gegenstände restauriert und dann in der Vitrine "Aktuelle Funde" im Museum für Vor- und Frühgeschichte am Schlossplatz ausgestellt.

Auf einen Blick

Laut Landesdenkmalamt sind die archäologischen Funde der Grabungen "für die Stadtgeschichte Saarbrückens von beträchtlicher Bedeutung". Ein Schwerpunkt der Untersuchung lag auf der spätmittelalterlichen Stadtmauer und dem vorgelagerten Festungsgraben. Im Graben hatte sich feiner Schlamm abgelagert, der zahlreiche Funde enthielt. rae

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