Eine Fakultät steht auf dem Prüfstand

Klasse statt Masse. Von diesem Motto ließen sich die Experten des Wissenschaftsrats bei ihrem Saarland-Gutachten leiten, so Thomas May, Generalsekretär des Rates, gestern im Wissenschaftsausschuss des Landtags.

Saarbrücken. Welche Zukunft hat die Fakultät für Rechts- und Wirtschaftswissenschaften an der Saar-Universität? Diese Frage rückte gestern in den Mittelpunkt einer über zweistündigen Diskussion des Wissenschaftsausschusses des Landtags. Thomas May, Generalsekretär des Wissenschaftsrats, erläuterte das Saarland-Gutachten seiner Organisation zur Hochschullandschaft, in dem den beiden größten Fächern der Universität eine unrühmliche Schlüsselrolle zufällt. Ihre Fakultät wurde als der Bereich markiert, in dem durch Kooperationen im Saarland und darüber hinaus Einsparungen möglich sind.

Bei seinen Empfehlungen habe es sich der Wissenschaftsrat nicht einfach gemacht, so May. Es habe stundenlange Debatten über die Frage gegeben, ob sich das Gremium, indem es die finanziellen Vorgaben des Landes zu den Hochschulfinanzen akzeptiere, nicht "zum Erfüllungsgehilfen des Finanzministers mache". Gleichwohl seien nicht alle veröffentlichten Empfehlungen ausschließlich finanziell motiviert. Das gelte auch für die Rechts- und Wirtschaftswissenschaften der Uni, die viel von ihrer einstigen Strahlkraft verloren hätten. Das Gutachten zeige, "dass sie diese Fächer auch dann zur Disposition stellen können, wenn sie ausreichend Ressourcen haben", so May zu den Abgeordneten. Die Betreuungsrelationen seien bei den Rechts- wie den Wirtschaftswissenschaften sehr ungünstig, die Nachfrage nach den Absolventen sinke, die akademische Konkurrenz sei groß und der Beitrag dieser Fächer zu den Uni-Schwerpunkten sei nicht entscheidend, so der Generalsekretär auf mehrfache kritische Rückfragen aus den Reihen der Abgeordneten.

Für den Wissenschaftsrat habe beim Saarland-Gutachten die Frage im Vordergrund gestanden, wie bei sinkenden Landeszuschüssen die Qualität in Lehre und Forschung erhalten werden könne. Das Land komme durch diese Kürzungen in eine Lage, in der überprüft werden müsse, ob die akademische Grundversorgung erhalten werden könne.

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Auf einen BlickDer 1957 gegründete Wissenschaftsrat ist das wichtigste Beratergremium von Bund und Ländern in der Hochschulpolitik. Seine Hochschulgutachten schreiben spezielle Arbeitsgruppen, die jeweils mit ehrenamtlich tätigen Forschern der betroffenen Fachrichtungen besetzt werden. Über ihre Empfehlungen entscheiden die paritätisch mit Vertretern aus der Forschung und von Bund und Ländern besetzten Kommissionen des Rats. Der Wissenschaftsrat veröffentlicht im Jahr drei bis vier große Gutachten und 30 kleinere Expertisen. byl

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