Eine Atempause in der Welt der Märchen

St Wendel · Klassische Erzählungen der Gebrüder Grimm und andere Märchen standen zwei Tage lang auf dem Programm. Die Geschichten der Märchenerzähler sollten Jung und Alt eine kleine Verschnaufpause im sonst so hektischen Alltag bieten.

Märchenhaft ging es im wahrsten Sinne des Wortes am vergangenen Wochenende im Mia-Münster-Haus zu. Dort nämlich wurde zum bereits 20. Mal das St. Wendeler Märchenfest abgehalten. Zwei Tage lang begeisterten das Theater KnuTh und die Märchenquelle Elfentau Kinder und Erwachsene mit weisheitsvollen, magischen und auch ein wenig verrückten Geschichten aus der Märchenwelt.

Mit den klassischen Erzählungen der Gebrüder Grimm fesselte die Märchenerzählerin und Figurentheaterspielerin Simone Wanzek-Weber die Besucher des Märchenfestes. "Ich möchte euch mitnehmen auf eine Reise zu Sonne, Mond und Sternen", versprach sie ihren kleinen Zuschauern und führte sie gemeinsam mit ihren Eltern in das Schloss der bösen Königin, die sich, zerrissen von Neid und Eifersucht, dazu entschließt, ihre Stieftochter Schneewittchen töten zu lassen. Mit liebevoll gestalteten Filzpuppen, einer aufwendigen Kulisse und dem Klang von Glöckchen, Zimbeln und Harfen erweckte Simone Wanzek-Weber das 200 Jahre alte Märchen zum Leben. Gebannt durften die Kinder miterleben, wie Schneewittchen es mithilfe der sieben Zwerge schafft, den Fängen der Königin zu entkommen, um schließlich selbst den Thron zu besteigen. Und wer danach noch nicht genug von den Gebrüdern Grimm hatte, der konnte bleiben und sich bei der ausgebildeten Märchenerzählerin noch die Geschichte von Aschenputtel und dem verlorenen Schuh ansehen.

Nicht mit Filzpuppen, sondern mit Marionetten aus Holz und Handpuppen begeisterten zur gleichen Zeit Franka und Andreas Kilger. Auf ihrer Bühne spielten sie die Geschichte von Prinzessin Piparella und den 24 Rittern, ein Spiel um "menschliche Eigenschaften und die Liebe". Mit staunenden Augen durften die Besucher des Theaters Knuth miterleben wie Piparella das Heiratsangebot von 23 Rittern ablehnt, bevor sie sich schließlich für den einen Prinz entscheidet, der das hat, was allen anderen fehlt: Er kann trösten.

Mit liebevoll gestalteten Marionetten des Künstlers Jan Ruzicka und etwas eigenwilligen Kreationen aus Alltagsgegenständen fesselten Franka und Andreas Kilger ihre Zuschauer. Und wem das gefiel, der konnte sich bei den Figurenspielern des Tourneetheaters noch das Märchen von der Gänsemagd ansehen, die mithilfe des Gänsehüters Kürtchen, des Zaubertuchs ihrer Mutter und des sprechenden Pferdes Falada gegen alle Widrigkeiten das Herz des Prinzen erobern kann.

Mit dem Märchenfest wurde Kindern und ihren Eltern eine Atempause im sonst hektischen Alltag gegönnt. "Märchenbilder sind heilende Bilder", erklärte hierzu Wanzek-Weber. "In der heutigen Action- und Mediengesellschaft bieten sie Kindern einen Platz der Stille und Konzentration, sie geben Raum für Kraft und Entwicklung."

Dass Märchen aber längst nicht nur was für kleine Kinder sind, bewies die Erzählerin gemeinsam mit Pia Müller und Livia Jansen dann allerdings noch am Samstagabend. Da nämlich spielte die Wanzek-Weber für Jugendliche und Erwachsene das Märchen "Geheimnisvolles Blattgeflüster", das sich um zauberhafte Gewächse und kostbare Früchte drehte. Mit ihrem Stück ermöglichte sie auch Älteren den Einstieg in die Welt der Märchen und begeisterte ebenso wie nachmittags durch kraftvolle Inhalte und zauberhafte Wesen.

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