Ein Test bürgert sich ein

Saarbrücken. Deutsche sagen augenzwinkernd, wenn etwas zur Routine geworden ist: "Das hat sich eingebürgert". Wenn Menschen ohne deutsche Staatsbürgerschaft seit dem 1. September in deutschen Bundesländern Einbürgerungstests machen können, geht es um mehr als ein Sprachspiel. Es geht um staatliche Anerkennung. Um die Aussicht auf einen besseren Job

Saarbrücken. Deutsche sagen augenzwinkernd, wenn etwas zur Routine geworden ist: "Das hat sich eingebürgert". Wenn Menschen ohne deutsche Staatsbürgerschaft seit dem 1. September in deutschen Bundesländern Einbürgerungstests machen können, geht es um mehr als ein Sprachspiel. Es geht um staatliche Anerkennung. Um die Aussicht auf einen besseren Job. Bei einigen auch um die doppelte Staatsbürgerschaft.

Erster offizieller Termin des Einbürgerungstests im Saarland war am Samstag im Saarbrücker Schloss. 25 Personen unterzogen sich einem Test mit 33 Multiple-Choice-Fragen. Eine Frage, vier mögliche Antworten, aber nur eine richtige. "Meine Damen und Herren, sie werden heute den Einbürgerungstest machen. Bitte halten sie ihre Personaldokumente bereit", sagt Heiner Zietz von der Abteilung Deutsch und Migration an der Volkshochschule (VHS) Saarbrücken. Die VHS Saarbrücken ist eine von bundesweit 500 Prüfstellen, die im Auftrag des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF) die Prüfungen abnehmen. Zunächst sind offene Fragen zu klären. Verunsichert fragt eine Frau von der Fensterreihe, als die Fragebögen verteilt sind: "Entschuldigung wird der Test maschinell geprüft oder machen das Menschen?". Die Tests werden von Menschen ausgewertet, antwortet ihr Zietz.

Die vier ersten fertigen Prüflinge werden gebeten auf die erste Seite die Abgabezeit ihrer Tests zu notieren. Es sei für die Statistik, sagt eine Mitarbeiterin des BAMF. "Was bedeutet "aktives Wahlrecht in Deutschland?" Mögliche Antworten: Man kann gewählt werden, man muss wählen gehen, man kann wählen oder man muss zur Auszählung der Stimmen gehen. Der 30-jährige Nasib Dlaikan-Campos findet die Fragen ärgerlich: "Es sind ganz einfach blöde Fragen, Fangfragen". Der Prüfling lebt seit neun Jahren in Deutschland und seit einem Jahr im Saarland. Dlaikan-Campos hat sein Wissen in Landeskunde und allgemeinen Deutschlandwissen vorm Computer getestet: "Entweder sind sie tierisch einfach oder so schwierig, dass man im Internet nachschlagen muss." "Welches Land ist ein Nachbarland von Deutschland?" Mögliche Antworten: Spanien, Bulgarien, Norwegen oder Luxemburg. Patricia Pythoud hat einen Antrag auf doppelte Staatsbürgerschaft gestellt. 30 Jahre lebt die 51-jährige gebürtige Schweizerin bereits in Deutschland. Sie wohnt in Saarbrücken und pendelt zur Arbeit nach Luxemburg. Pythoud hat sich im Internet auf die Testfragen vorbereitet. Sollte sie den Test nichtbestehen, kann sie ihn so oft sie will wiederholen. "Entweder sind die Fragen tierisch einfach oder so schwierig, dass man im Internet nachschlagen muss."

Nasib Dlaikan-

Campos, Passanwärter

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