Ein Supermarkt in der Großstadt

Vor vier Jahren schrieb ich schon einmal eine Kolumne über den Supermarkt in der Dudweilerstraße, unweit der Kreuzung Richard-Wagner-Straße. Damals gefiel mir das Publikum dort, weil sich dort ein Querschnitt der Saarbrücker Bevölkerung zeigte: Studenten mit riesigen Kopfhörern, Omas mit Einkaufstrolley, Mütter, die ihre Kinder an Süßigkeiten vorbeischoben, Menschen, die sich ihre Zeit mit Alkohol vertrieben und viele „So-wie-du-und-ich-Kunden“.



Wenig später aber kippte die Stimmung bei mir. Vor der Tür trank man Schnaps und Bier, drinnen wich das coole Urbane der Resignation einer Großstadt - verkörpert von einem Security-Mann, der hier vor der Gemüseabteilung ab sofort Wache schob.

Obwohl die Männer wechseln, haben sie eines gemein: Sie stehen meist mit überkreuzten Armen da und grüßen freundlich. Ich nicke den Gruß nur stumm zurück. Tatsächlich müsste ich wohl freundlicher sein, denke ich, immerhin sorgen sie für Sicherheit. Das Problem ist nur, dass Wachpersonal bei mir eher Unwohlsein auslöst. Keiner gibt Geld für Security-Männer aus, wenn's nicht nötig ist, oder?

Vor ein paar Tagen sprach ich zum ersten Mal mit einem von ihnen. Nicht, weil ich wollte, sondern weil ein unentwerteter Magnetstreifen an der Tür Alarm schlug. Der Security-Mann glaubte mir sofort, dass ich nichts geklaut hatte und friemelte mit großen Händen einen Magnetstreifen von meinem Einkauf. "Blöder Job, oder?", fragte ich knapp. "Nicht blöd, sondern nötig", antwortete er. Dann erzählte er mir ein wenig von seinem Arbeitstag: Vorhin erst musste er "eine Frau mit zwei aggressiven Hunden wegschicken"; häufiger würden alkoholisierte Kunden Probleme machen, "weil sie randalieren oder pöbeln". Er wohne nicht in der Stadt, sondern ländlicher, beschrieb er, dort bräuchte "man keine Securitys". In Saarbrücken jedoch würden mittlerweile vier Filialen bewacht.

Auf dem Nachhauseweg wich ich Hundekot und zerbrochenen Flaschen aus. "Man könnte Hunde und Alkohol verbieten oder ins Ländliche ziehen?", überlegte ich. Oder aber man gesteht sich ein, dass Saarbrücken an manchen Stellen einfach mit den Problemen einer Großstadt zu kämpfen hat.

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