Ein Stück Italien entdecken

Saarbrücken

Saarbrücken. Ob es nur daran liegt, dass die Filmreihe, die der italienische Staat jedes Jahr auf Tour durch 28 Städte in der Bundesrepublik schickt, eine wahrhafte "Best-of"-Auswahl ist? Oder ob die italienische Gemeinde und die Italophilen im Saarland derzeit, wo der Bestand des Konsulats bedroht ist, hiermit auch Flagge zeigen wollen? Noch sprach am Donnerstag keiner der Festredner vom bedauernswerten Abschied von der sympathischen Konsulin, auf den wir uns so oder so einstellen müssen, alle jedoch von dem des engagierten Filmhaus-Chefs Albrecht Stuby. Auch Susanna Schlein, um dann aber stolz vom "neuen Schwung" zu reden, den das italienische Kino seit einigen Jahren erlebe. Und von der Gelegenheit für die Saar-Italiener, mit dieser Filmreihe - in Originalversion mit deutschen Untertiteln - "ein Stück Heimat kennenzulernen", wie sie sonst hier kaum geboten werde.

Insgesamt sechs neue Spielfilme aller Genres stellt "Cinema Italia" bis Mittwoch, 18. November, vor. Mit dem Autorenfilm "Giulia non esce la sera (Giulia geht abends nie aus)" von Giuseppe Piccioni, einem promovierten Soziologen, erlebte man an diesem Abend einen rundum gelungenen Anfang, der Lust macht auf mehr. Der Film handelt von Guido, einem erfolgreichen, jedoch von Selbstzweifeln geplagten Schriftsteller, der die Schwimmlehrerin Giulia kennenlernt. Guido ahnt nicht, dass ihre Romanze, die ihn inspiriert, für Giulia der letzte Strohhalm ist. Ein Film mit wunderbar melancholischer Grundstimmung, gepaart mit lakonischem Humor, voller überraschender Wendungen, bis zum tragischen Ende.

Weiter geht die Reihe an diesem Wochenende mit "La ragazza del lago (Das Mädchen vom See)", einer psychologisch eindringlichen Geschichte über einen mysteriösen Mordfall in der Provinz von Andrea Molaioli. An beiden Tagen zu sehen außerdem: "Il papà di Giovanna (Giovannas Vater)" vom bekannten italienischen Regisseur Pupi Avati, der von den Abgründen hinter der Fassade einer bürgerlichen Familie zur Zeit des Faschismus erzählt. Am Montag folgt mit "Si può fare (Wir schaffen das schon)" eine Komödie über ein erfolgreiches Projekt mit psychisch Kranken in der Zeit der italienischen Psychiatriereform. Am Dienstag, 17. und Mittwoch, 18. November, 18.15 Uhr, gibt es "Galantuomini (Ehrenmänner)". Der gesellschaftskritische Film behandelt das Thema des organisierten Verbrechens. Dabei wird das Verhältnis eines Richters zu einer Frau, die sich an die Spitze einer Mafiastruktur hochgearbeitet hat, beobachtet.

Die Zuschauer haben die Möglichkeit, eine Stimme für ihren Lieblingsfilm abzugeben. Im Dezember wird in Berlin dann der Publikumspreis vergeben.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort