Ein Stück Dorfgeschichte für die Nachwelt

Güdingen · Zeitzeugen erzählen in der Broschüre „Güdingen und die Evakuierung im Zweiten Weltkrieg“ der Hermann-Diehl-Stiftung von ihren Kriegs-Erinnerungen. Für die Nachwelt wird die Dorfgeschichte so festgehalten.

Die Hermann-Diehl-Stiftung hat am Samstagvormittag in der Begegnungsstätte der Arbeiterwohlfahrt (Awo) ihre neue Broschüre zum Thema "Güdingen und die Evakuierung im Zweiten Weltkrieg" vorgestellt. In diesem Büchlein erinnern Zeitzeugen an eine bewegte Zeit mit vielen Entbehrungen. "Es ist ein wichtiger Teil unserer Geschichte, der nicht vergessen werden darf", sagt Klaus Lösch, der Vorsitzende der Stiftung. Er erinnerte bei der Vorstellung auch an einen, der die Veröffentlichung nicht mehr miterleben konnte. "Helmut Theobald hat uns als Autor nach Kräften unterstützt, doch dann ist er leider im November für immer von uns gegangen." Weitere Zeitzeugen sind Werner Adam, Walter Hechtenberg, Anneliese Hechtenberg, Walter Huppert, Helmut Theobald, Wilhelm Diener und Oskar Schley. Letzterer ist in Güdingen der Experte für die Dorfgeschichte, und so war es auch ihm vorbehalten, das Büchlein und seine Geschichten vorzustellen. Zunächst freute er sich aber: "Wenn wir bald das Jahr 2015 schreiben, dann leben wir seit 70 Jahren in Frieden und Freundschaft mit unseren Nachbarn." Darüber freue er sich, denn: "Alle Kriege haben den Menschen stets unglaubliches Leid und Not gebracht." Das neue Buch konzentriert sich auf die Evakuierungen des Zweiten Weltkrieges. Die Zeitzeugen erklären zum Beispiel, was es mit der Roten und der Grünen Zone auf sich hatte. Erstere sei ein zehn Kilometer breiter Streifen gewesen, der sofort zu Kriegsbeginn zu räumen war. Schleys Kommentar: "Zehn Kilometer hört sich zwar nicht viel an, doch davon waren unter anderem Saarbrücken, Völklingen, der Warndt und Dillingen betroffen." Güdingen selbstverständlich auch. Die Grüne Zone lag hinter der Roten, sie sollte evakuiert werden, sobald der damalige Feind die Grenze überschritt. Die Geschehnisse von damals jetzt festzuhalten, hält Schley für unverzichtbar: "Denn es werden immer weniger, die die erste und die zweite Evakuierung mitgemacht haben, wer etwas aus dieser Zeit erfahren will, muss immer mehr auf Literatur zurückgreifen." Wilfried Klein, der Vorsitzende der Güdinger Arbeitsgemeinschaft, lobte die Arbeit der Stiftung: "Sie ist mit vier Mitgliedern der kleinste Verein in Güdingen. Was sie mit der Hilfe von Experten leistet, ist aber immer wieder großartig." Seine eigene Erinnerung an Evakuierungen sind für ihn existenziell. "Die Oma hat aus der Evakuierung im Ersten Weltkrieg den Opa, einen Winzer aus dem Raum Bad Kreuznach, mitgebracht, so kann ich sagen: Ohne Evakuierung würde es mich nicht geben."

Die Broschüre ist über die Hermann-Diehl-Stiftung erhältlich und liegt unter anderem in den Güdinger Banken zum Kauf bereit, sie kostet fünf Euro.

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