Ein Ständchen für die WG

Saarbrücken · Zum 40. Geburtstag der Wohngemeinschaft Kettenfabrik jazzte ein Quartett um die Sängerin Jessica Schöfer in der ehemaligen St. Arnualer Fabrikhalle. Das Ensemble spielte zeitlose Standards des Modern Jazz.

 Die ehemalige St. Arnualer Fabrikhalle war beim Auftritt des Jazz-Quartetts um Sängerin Jessica Höfer prall gefüllt. Foto: kek

Die ehemalige St. Arnualer Fabrikhalle war beim Auftritt des Jazz-Quartetts um Sängerin Jessica Höfer prall gefüllt. Foto: kek

Foto: kek

40 Jahre Wohngemeinschaft Kettenfabrik - da durfte, ja musste es schon etwas Besonderes sein, was man den Gästen zur sonntäglichen Jazz-Matinee servierte. Zumal parallel nur wenige Meter entfernt auf dem Platz rund um die Stiftskirche das Daarler Dorffest die Zuhörer ebenfalls mit Konzerten lockte.

Seit rund vierzehn Jahren veranstalten engagierte Anwohner unregelmäßig Kultur in der ehemaligen St. Arnualer Fabrikhalle zwischen Augustiner- und Kettenstraße. Auf dem Spielplan stehen neben Schauspiel, Lesungen und Konzerten auch die "Sunday Sessions", bei denen renommierte Jazzer der Region zu Gast sind. Finanziert wird die Reihe über Getränkeverkauf und Hutsammlung - und weil es sich längst herumgesprochen hat, dass hier Qualität auf dem Programm steht und es sich in dem behaglichen Gemäuer mit angrenzendem Garten gut aushalten lässt, war's auch am Sonntag wieder gerammelt voll.

Zum 40. Geburtstag der Wohngemeinschaft jazzte ein Quartett um die Sängerin Jessica Schöfer, die es sich denn auch nicht nehmen ließ, zum Finale mit "Happy Birthday to you" ein beseeltes Ständchen zu kredenzen. Ihr generationenübergreifend besetztes Ensemble spielte zeitlose Standards des Modern Jazz von Swing bis Latin - was zu erwarten war, griff doch mit Pianist Christoph Mudrich ein Grandseigneur des beswingten Mainstreams in die Tasten des Flügels. Der Altmeister hatte wieder einmal exquisite Arrangements geschrieben, langte gut gelaunt besonders vital zu und räumte auch seiner ebenso elastischen wie knackigen Rhythmusgruppe solistische Freiräume ein. Am Kontrabass gefiel mit samtweichem Ton Sebastian Krause; am Schlagzeug hockte in entspannt lauernder Haltung Kevin Naßhan: Der Absolvent der Hochschule für Musik Saar hat sich schon während seines Studiums als stilistisch versierter Taktgeber einen guten Namen gemacht und begeisterte mit feinnervig raffiniertem Zugriff. Jessica Schöfer wiederum empfahl sich als burschikose Jazzlady mit klarem, substanzreichem Timbre und seelenvoller Phrasierung statt zur Schau gestellter kühler Virtuosität: Wunderbar ungekünstelt und mit natürlichem Ausdruck interpretierte sie Klassiker wie "Night and Day" oder "Polka Dots and Moonbeams", sang ein ergreifendes "Cry me a river", scattete federleicht drauf los und verpasste flotteren Titeln den spritzigen stimmlichen Drive. Eine Vokalistin mit viel Potenzial - auf ein baldiges Wiederhören!

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