Ein Spitzenspiel, das keines sein soll

Saarlouis · Es ist das vielleicht wichtigste Spiel der Saison für die Basketballer des TV Saarlouis. Ein Sieg am Sonntag gegen Verfolger SV Tübingen würde das Tor zur Regionalliga-Meisterschaft sperrangelweit aufmachen. Der Saarlouiser Trainer Chris Cummings möchte von einem Endspiel aber nichts wissen.

 Über die mögliche Meisterschaft sollen andere philosophieren: Für TVS-Trainer Chris Cummings steht vor dem Topspiel gegen Verfolger Tübingen einzig die Taktik seines Teams im Fokus. foto: ruppenthal

Über die mögliche Meisterschaft sollen andere philosophieren: Für TVS-Trainer Chris Cummings steht vor dem Topspiel gegen Verfolger Tübingen einzig die Taktik seines Teams im Fokus. foto: ruppenthal



Mittwochabend in der Saarlouiser Altstadt. Eigentlich hat Chris Cummings, der Trainer des TV Saarlouis, heute seinen freien Tag - und trotzdem dreht sich alles um Basketball. "Ich denke ohnehin fast immer an Basketball", sagt Cummings. Der Trainer gibt sich gelöst - kurz vorm vielleicht wichtigsten Spiel der Saison. An diesem Sonntag (17.30 Uhr, Kreissporthalle) empfängt Tabellenführer TV Saarlouis den einzigen ernsthaften Verfolger, den SV Tübingen. Doch Cummings wiegelt ab: "Es ist nicht das entscheidende Spiel um die Meisterschaft", sagt er ernst. "Wir arbeiten jeden Tag, Schritt für Schritt." Und auch dieses Spiel sei nur ein Schritt von vielen.

Und doch ist das Spiel ein besonderes. Volle Konzentration auf Basketball hat der Trainer unter der Woche von seinen Spielern gefordert - und ein Interview-Verbot verhängt. Bloß nicht ablenken lassen vom großen Ziel. Und so steht der Trainer selbst Rede und Antwort. An einem Hochtisch mit Blick auf die Weißkreuzstraße spricht Cummings auch über das aktuell alles bestimmende Thema: den möglichen Aufstieg in die 2. Basketball-Bundesliga ProB.

Cummings ist seit 2007 Trainer des TV Saarlouis. Mit ihm kam der Aufschwung, wurde die Mannschaft zu einem Spitzenteam der Regionalliga. Allerdings: Bereits mehrfach schien der große Coup zum Greifen nah, doch am Ende klappte es nicht.

So gut wie dieses Jahr sah es allerdings noch nie aus. Mit einem Sieg über den Verfolger aus Tübingen würde das Polster fünf Spieltage vor Schluss auf sechs Zähler anwachsen. Es folgen die Partien beim neuntplatzierten VfB Gießen, zu Hause gegen Schlusslicht Baskets 98 Völklingen und beim Tabellen-Sechsten MTV Kronberg - alles Mannschaften, gegen die Tübingen auch noch ran muss. Das Restprogramm der beiden Rivalen ist also durchaus ähnlich. Doch genau solche Gedanken-Spiele möchte Cummings erst gar nicht im Team aufkommen lassen. Schließlich geht es um die richtige mentale Einstellung, um die volle Konzentration auf den kommenden Gegner.

Ein Selbstläufer wird die Partie ohnehin nicht. Im Hinspiel hatte mancher "die Hosen voll", erinnert sich Cummings. Die Schwaben brachten dem TVS am achten Spieltag mit 72:57 die bisher höchste Saisonpleite bei. In allen anderen Partien warf Saarlouis im Durchschnitt 91 Punkte, nur in Tübingen ging nichts. "Im Hinspiel hatte der Tübinger Trainer die richtigen Mittel, um uns zu schlagen", muss Cummings eingestehen. Claus Sieghörtner habe zum Beispiel wiederholt die Verteidigung umgestellt. "Das hat uns irritiert", sagt Cummings. "Aber es ist wie beim Schach: Jetzt bin ich am Zug. Das ist eine Herausforderung, die ich gerne annehme." Auch die Mannschaft wisse, was am Sonntag zu tun sei. Cummings vergleicht es mit einem Mosaik, wo jedes Teilchen erst stimmig platziert ein großes Ganzes ergibt. Und das scheint in Saarlouis im Moment der Fall zu sein. Seit der Schlappe gegen Tübingen hat der TVS nur eines von zwölf Spielen verloren (86:89 gegen MTV Stuttgart).

Zum Interview mit Cummings gesellt sich dann überraschend doch noch ein Spieler: Ricky Easterling, der beste Korbjäger der Liga. "Eine Frage darfst du stellen," lacht Cummings. Die ist klar: Was bedeutet das Spiel für ihn?"Es ist ein kleines bisschen wie Revanche nehmen", meint Easterling. "Wir wollen Tübingen zeigen, dass wir das bessere Team sind."

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