Ein Polizeichef zum Klonen

Saarbrücken · Der Erste Polizeihauptkommissar Klaus Ney wird am Samstag 60 und am kommenden Dienstag in den Ruhestand versetzt. Der bei Dienstherren und Mitarbeitern hoch geschätzte Beamte war 43 Jahre im Dienst, 19 Jahre im Nebenamt als Chef der Sondereinsatzeinheit SEE.

 Klaus Ney. Foto: Jenal

Klaus Ney. Foto: Jenal

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Klaus Ney aus Saarlouis gehört nicht zu den Polizeibeamten, die ihre Berufswahl mit "Berufung" erklären. Als der Bergmannssohn nach mittlerer Reife 17-jährig auf dem Saarbrücker Wackenberg erstmals in die "Wachtmeister"-Uniform schlüpfte, besaß er eine eher vage Vorstellung vom Dienstalltag und seiner Geeignetheit. 43 Jahre später, wo er als Erster Polizeihauptkommissar 60-jährig verabschiedet wird (am kommenden Dienstag in Dillingen, an diesem Samstag wird er 60), konstatieren beide Seiten höchste Zufriedenheit - Klaus Ney , weil er in zahlreichen interessanten Positionen Verantwortung übernehmen und dabei stets eng an der unmittelbaren Polizeiarbeit bleiben durfte - ein Berufsleben nahezu ohne Routine. Und der Dienstherr, weil er sich auf einen fachlich vorzüglichen, gradlinigen, integren, uneitlen, auch in kritischen Lagen unaufgeregten Kopf verlassen konnte, der nah an den Leuten draußen war, aber auch hohes Berufsethos und Organisationsverständnis mitbrachte. "Den würde die Organisation gern klonen, wenn es ginge", versichert ein früherer Vorgesetzter. "Der beste Chef, den ich je hatte", behaupten nicht wenige seiner ehemaligen Mitarbeiter und schwärmen vom fordernden, aber nicht dominanten, sondern "menschlichen" Führungsstil. Den entwickelte der sportbegeisterte Skifahrer und Handballer übrigens auch als Handball-Trainer.

Als prägendste Zeit seiner Laufbahn nennt Klaus Ney die 13 Jahre als stellvertretender Dienststellenleiter in Völklingen. In diese Jahre fielen die Stahlkrise mit den Demonstrationen und die große Polizeireform von 1992, bei der Dienststellen zusammengelegt wurden, was viel Aufregung in der Bevölkerung erzeugte. In den danach folgenden Jahren als Chef der Inspektion Köllertal in Heusweiler führte Ney , fast schon revolutionär, ein Dienstzeitmodell ein, das nicht in Schichten dachte, sondern konsequent an den Belastungen orientiert war. Es hat bis heute seinen Platz in der saarländischen Polizei . Der Mord an einem Schornsteinfeger mit anschließender Bedrohung des damaligen Heusweiler Bürgermeisters und seiner Sekretärin im Rathaus bleiben dem damaligen Polizeichef von den tragischen Momenten seiner Karriere übrigens besonders schmerzhaft in Erinnerung.

In den letzten acht Jahren leitete Klaus Ney die Polizeiinspektion Dillingen, eine interessante Zeit an einem Schul- und Industriestandort mit der besonderen Situation des auslaufenden Bergbaus in der Primsmulde. Besonders schöne Erinnerungen bleiben an ein Nebenamt, nämlich an die 19 Jahre als Leiter der polizeilichen Sondereinsatzeinheit SEE, die bei Atommülltransporten, Großdemonstrationen, problematischen Fußballspielen und sonstigen besonderen Anlässen tätig wurde. Die Truppe erzeugte einen Teamgeist, der die Strapazen der Aufgaben meist mehr als aufwog. "Ich nehme überwiegend positive Eindrücke von vielen persönlichen Begegnungen mit und von hochengagierten Mitarbeitern", sagt der Erste Polizeihauptkommissar zum Abschied. Von Ruhestand ist Klaus Ney weit entfernt. So wartet ein Enkelkind auf den Opa und liegt ein Angebot von Ehefrau Inge vor, in deren Dienstleistungsunternehmen mitzuarbeiten. Ausdauersportler Ney möchte sich überdies wieder an die Marathonfähigkeit herantrainieren. Seine Bestzeit auf der bislang neunmal bewältigten Königsdistanz der Leichtathletik liegt bei 3:43 Stunden.

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