Ein Ölscheich von morgen

Saarbrücken/Dudweiler. Ein Mann in grünem Loden stapft, den Dackel an der Leine, durch den Wald und sieht den Bäumen beim Wachsen zu - so etwa lautet das gängige Förster-Klischee. Alles Quatsch, sagt der Chef des Saarbrücker Stadtforstes, Ralf Blechschmidt

 Ralf Blechschmidt mit seinem Hund Greif an der Baustelle des neuen Waldklassenzimmers im Saarbrücker Wildpark. Foto: Alexander Will

Ralf Blechschmidt mit seinem Hund Greif an der Baustelle des neuen Waldklassenzimmers im Saarbrücker Wildpark. Foto: Alexander Will

Saarbrücken/Dudweiler. Ein Mann in grünem Loden stapft, den Dackel an der Leine, durch den Wald und sieht den Bäumen beim Wachsen zu - so etwa lautet das gängige Förster-Klischee. Alles Quatsch, sagt der Chef des Saarbrücker Stadtforstes, Ralf Blechschmidt. Klar - sein Arbeitsplatz ist der Wald und sein Hund Greif begleitet ihn auch oft, Forstwirtschaft aber sei heute ein außerordentlich komplexes Geschäft: "Der Förster von heute muss alles können. Vom Wegebau bis zum Verfassen von Geschäftsschreiben. Ohne moderne Technik geht gar nichts."

Unter dem Dach

Sein Hauptquartier hat der Chef der zehnköpfigen städtischen Forstmannschaft unter dem Dach eines Gebäudes am Wildpark. Dort stehen ein Rechner und ein Konferenztisch. Farbige Karten des Saarbrücker Waldes und auch einige Jagdtrophäen hängen an den Wänden. Blechschmidts eigentlicher Arbeitsplatz ist aber der Wald. Mehr als 2000 Hektar (siehe Info) besitzt die Stadt. All das wird von Blechschmidts Abteilung bewirtschaftet, zu der neun Leute gehören - vom Revierleiter bis zum Tierpfleger im Wildpark.

Dabei darf der Wald schon lange nicht mehr unbeobachtet einfach so vor sich hinwachsen. Blechschmidt: "Alle zehn Jahre machen wir Inventur." Erfasst und registriert werden dann alle alten Bäume. Bei den jüngeren untersuchen die Wald-Experten Stichproben. Diese Inventur ist Grundlage für die Planung der Holzernte. In den Saarbrücker Wäldern wird dabei deutlich weniger Holz geschlagen als nachwächst. Ein gutes Geschäft ist es für die Stadt obendrein: Im vergangenen Jahr brachten die Wälder 250 000 Euro für den maroden Haushalt ein.

Energiequelle

Der Arbeitsplatz des Försters ist zusätzlich eine bedeutende Energiequelle: Inzwischen werden 40 Prozent der schwächeren Äste und Stämme aus Saarbrücker Wäldern zu Brennholz. Tendenz steigend. Ralf Blechschmidt: "Die Förster von heute sind die Ölscheichs von morgen!" Völlig klar: Der Saarbrücker Wald ist ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Zu einem Urwald wird er ganz sicher niemals werden. Für die Menschen der Stadt hat der Wald jedoch eine weitere wichtige Bedeutung, die auch die Arbeit des Saarbrücker Forsts prägt: Er ist ein Ort der Erholung. Dazu passt, dass die Saarbrücker Waldfachleute auch den Wildpark betreuen. Und so sieht für den Förster Ralf Blechschmidt der ideale Wald so aus: "Es sollte dort möglichst viele einheimische Baumarten in allen Altersstufen geben. Außerdem ist es wichtig, alle Nutzer unter einen Hut zu bekommen." In Saarbrücken ist das offenbar gut gelungen. Blechschmidts Arbeitsplatz erhielt für besonders zukunftssichere Bewirtschaftung im vergangenen Jahr den Saarbrücker Waldpreis.

Auf einen Blick

 Ralf Blechschmidt mit seinem Hund Greif an der Baustelle des neuen Waldklassenzimmers im Saarbrücker Wildpark. Foto: Alexander Will

Ralf Blechschmidt mit seinem Hund Greif an der Baustelle des neuen Waldklassenzimmers im Saarbrücker Wildpark. Foto: Alexander Will

Der Saarbrücker Stadtwald ist kein zusammenhängendes Waldgebiet. Er umfasst 2094 Hektar in den Stadtteilen Alt-Saarbrücken, St. Johann, Brebach und Ensheim. Die meisten Bäume sind Laubbäume. Zu 90 Prozent besteht der Stadtwald aus Buche, Eiche und Edellaubhölzern wie Ahorn, Esche oder Ulme. Stolz sind die Stadtförster auf die hohe Anzahl verschiedener Baumarten: Sie zählten 46. aw

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