Ein Masterplan gegen die Armut

Saarbrücken. Um der Armut, sozialer Ungleichheit und der demografischen Herausforderung in der Stadt zu begegnen, Bildung, Lebensqualität und Integration voranzutreiben, erarbeitet die Landeshauptstadt Saarbrücken derzeit den "Masterplan soziales Saarbrücken - Die soziale Stadt gemeinsam gestalten"

Saarbrücken. Um der Armut, sozialer Ungleichheit und der demografischen Herausforderung in der Stadt zu begegnen, Bildung, Lebensqualität und Integration voranzutreiben, erarbeitet die Landeshauptstadt Saarbrücken derzeit den "Masterplan soziales Saarbrücken - Die soziale Stadt gemeinsam gestalten". In der vergangenen Woche fand im "Evangelischen Gemeindezentrum Alte Kirche" die Auftaktveranstaltung statt.Die vielen Gäste aus Politik, Sozialarbeit, Kirche, Vereinen und Bürgerschaft zeigten, dass das Thema wichtig ist und alle angeht. Das Ausmaß und die Komplexität sozialer Probleme in der Stadt wüchsen und seien seit "vielen, vielen Jahren bekannt", sagt Oberbürgermeisterin Charlotte Britz.

Schon beim 2003 erstellten "Sozialplan der Stadt" oder dem kürzlich erschienenen ersten "Sozialbericht des Regionalverbands Saarbrücken" zeige sich: "Kinder, die in Armut geboren werden", kämen "aus der Problematik nicht raus". Horst Backes, Geschäftsführer der Arbeitskammer des Saarlandes, unterstrich: "Die Armut ist auf konstant hohem Niveau." Die Hälfte der alleinerziehenden Haushalte lebe unterhalb der Armutsgrenze. Das Geld für die sozialen Maßnahmen sei in den vergangenen Jahren massiv gekürzt worden, so Britz. "Die Entwicklung einer Stadt ist nicht nur eine städtebauliche, sondern vor allem eine soziale." Der Masterplan solle Erkenntnisse aus Milieustudien, Sozial- und Gemeinwesenberichten zusammenfassen. Die Gesamtschau müsse zeigen, wo künftig Mittel gebündelt und Schwerpunkte gesetzt werden, so Britz. Die Politik und die Verwaltung allein würden das nicht stemmen, sondern "wir sind auf Ihre Unterstützung angewiesen", betonte Guido Freidinger, Leiter des Amtes für soziale Angelegenheiten.

In den nächsten Monaten werden Fachdiskussionen stattfinden. Außerdem wird eine Webseite lanciert, die dokumentiert, informiert und eine Online-Mitwirkung ermöglicht.

"Kooperativ denken und handeln" sei nicht nur Grundlage des Masterplans, sondern auch die Zukunft der Sozialpolitik, sagte der Gießener Professor Adalbert Evers in seinem Fachvortrag über "Open Governance"(Offenes Regieren).

Um Bürger zum "Mitdenken, Mitreden, Mitentscheiden" zu motivieren, müsse man "mutig sein" und "die Wahrheit sagen", sagte Referent Armin König, Bürgermeister von Illingen. Bei dem erfolgreichen Zukunftsplan "Illingen 2030" habe die Verwaltung "offensiv informiert". Gast Hans-Günter Becker vom "Freundeskreis für Suchtkrankenhilfe Saar" war der Meinung, dass die Stadt wegen der unzähligen Spielhallen sehenden Auges eine "urbane Unterschicht" produziere. "Verwaltungsangestellte kennen das Milieu nicht", meinte Evers, es brauche "Dolmetscher, die sich im Milieu auskennen". Als gelungenes Beispiel für das Dolmetscher-Modell nannte er die ehrenamtlichen "Stadtteilmütter in Berlin". Dort machen sich Migrantinnen für Integration und Chancengleichheit von ausländischen Familien stark.

Im Sommer 2014 soll der Masterplan vorgestellt werden.

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