Ein Lichtblick für die Hebammen

Saarbrücken · Hebammen in Deutschland bekommen mehr Geld – doch nicht alle. Sie haben nun ein Angebot der gesetzlichen Krankenkassen angenommen. Damit endet ein monatelanger Streit – im nächsten Jahr dürfte er weitergehen.

Mehrere Monate haben Hebammen im Saarland und in ganz Deutschland Alarm geschlagen. Sie wussten nicht mehr, wie sie ihre explodierenden Versicherungsprämien zahlen sollen, ohne die sie ihren Beruf nicht ausüben können.

Jetzt haben sich die Hebammen-Verbände mit dem Spitzenverband der gesetzlichen Krankenkassen darauf geeinigt, dass die Kassen den Hebammen für die steigenden Versicherungsbeiträge einen Ausgleich für die Geburtshilfe zahlen, wie der Deutsche Hebammenverband mitteilt. Für Vor- und Nachsorge erhalten Hebammen von den Kassen zudem eine höhere Vergütung, um den Kostenanstieg auszugleichen.

Der Saarländische Hebammenverband (SHV) kritisiert jedoch, dass Beleghebammen, die freiberuflich an Kliniken arbeiten, einen geringeren Ausgleich bekommen als freiberufliche Hebammen , die bei Hausgeburten oder im Geburtshaus tätig sind. Der Zuschlag sei für die Hebammen zudem nur ein tatsächlicher Ausgleich, wenn sie ausreichend Geburten betreuten, sagte die SHV-Vorsitzende Andrea Dansoko. "Um eine umfassende Betreuung angemessen leisten zu können, reduzieren viele saarländische Hebammen die Anzahl der Geburten auf fünf bis sieben im Monat, bei einer durchschnittlichen Wochenarbeitszeit von 50 bis 70 Stunden."

Im Mai waren die Verhandlungen zur Geburtshilfe gescheitert, dann besserten die Kassen ihr Angebot nach. Die Hebammen willigten ein. Es habe "keine Alternative" gegeben, sagte die Bundesvorsitzende Martina Klenk. "Unser Bundesverband wollte mehr erstreiten", sagt auch Dansoko, "doch unter den gegebenen Umständen sah er sich gezwungen, dem Angebot des Spitzenverbandes der gesetzlichen Krankenkassen zuzustimmen." Dies unterstütze auch der SHV.

In den letzten Jahren haben sich die Beiträge für die Haftpflichtversicherung für Hebammen vervielfacht. So ist die Jahresgebühr im Jahr 2010 von 2370 Euro auf 3689 Euro gestiegen. 2012 folgte eine weitere Erhöhung auf 4242 Euro. Seit 1. Juli sind es 5091 Euro. Dies hängt vor allem damit zusammen, dass die Therapiekosten gestiegen sind, wenn ein Kind durch einen Fehler der Hebamme bei der Geburt geschädigt wird - nicht daran, dass es häufiger zu Fehlern kommt.

Während angestellte Hebammen über ihren Arbeitgeber abgesichert sind, müssen Freiberuflerinnen das Risiko selbst versichern - für viele ein Grund, den Beruf aufzugeben. Aktuell sind von den rund 300 saarländischen Hebammen nur 65 als Beleghebammen freiberuflich in der Geburtshilfe aktiv. Im Saarland waren daher nur diese 65 Hebammen von den Verhandlungen betroffen. Deutschlandweit gibt es rund 3000 freiberufliche Hebammen .

Zum 1. Juli 2015 sollen die Ausgleichszahlungen der Kassen durch eine weitere Änderung abgelöst werden: Eine freiberufliche Hebamme, die Geburtshilfe leistet, aber zu wenig Geburten betreut, um den vollen Beitrag zur Haftpflichtversicherung aufbringen zu können, kann dann beim Spitzenverband der gesetzlichen Kassen beantragen, den Fehlbetrag erstattet zu bekommen. "Das ist ein Lichtblick für die Hebammen ", sagt Dansoko. Wie genau sich dieser sogenannte Sicherstellungszuschlag berechnen wird, ist noch offen. "Wir brauchen in jedem Fall auch eine strukturelle Lösung. Unser Ansinnen, die Haftpflichthöhe zu begrenzen, verfolgen wir weiter, solange es keine angemessene Alternative gibt", stellt Dansoko klar.

Nicht zuletzt, weil es fast keine Versicherer mehr gebe, die überhaupt Hebammen absichern wollen. Die Nürnberger Versicherung hatte angekündigt, dass sie zum 1. Juli 2015 aus dem Konsortium mit den beiden verbliebenen Versicherungen aussteigen wird. Auf Drängen von Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU ) sei es gelungen, mehrere andere Versicherer zu gewinnen, die die Anteile der Nürnberger Versicherung für ein Jahr übernehmen, erklärt Andrea Dansoko. Was danach geschehe, sei zunächst noch offen.

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