Ein Laufschuh fast nur für Saarbrücken

Saarbrücken · 150 Kilometer weit kommen die Liebhaber, um sich in Saarbrücken einen seltenen Laufschuh zu besorgen. Den gibt es nur in vier Städten und im Internet. Aus der Handels- und Marketing-Geschichte können sogar die „Tatort“-Kritiker lernen.

 Daniela Leonhardt zeigt den futuristischen Laufschuh Springblade. Foto: Becker&Bredel

Daniela Leonhardt zeigt den futuristischen Laufschuh Springblade. Foto: Becker&Bredel

Foto: Becker&Bredel

Dass im letzten Saarland-Tatort "Adams Alptraum" ein Täter anhand seiner ausgefallenen Turnschuhe überführt wurde, hielten Kritiker für lebensfremd. In Zeiten des Internets, so wurde entgegengehalten, sei so ein Sneaker überall verfügbar, Rückschlüsse auf die Herkunft seines Trägers seien also nicht zwingend. Dieser Einwand überzeugt nicht voll. Denn manche Sportschuhe werden tatsächlich nur bei ganz wenigen Verkaufsstellen angeboten, sodass ein Kriminalist daraus wertvolle Schlüsse ableiten könnte.

Nur eine von vier Filialen

Aktuell gibt es dafür ein hübsches Beispiel in - Saarbrücken! Der Sportartikelkonzern Adidas hat einen neuen Laufschuh namens Springblade konstruiert, ein futuristisches Modell mit 16 Polymer-Lamellen unter der Sohle. Er ist überdurchschnittlich teuer und dürfte sich wegen seines rasanten Aussehens wohl eher als Freizeitschuh durchsetzen.

Läufer sind nach ersten Proberunden weniger begeistert. Sei es drum, sehen, probieren und kaufen kann man den Springblade seit Ende 2013 in Deutschland lediglich in vier (von etwa 160) Filialen der Kette Runners Point, und zwar in Saarbrücken, Oberhausen, München und Berlin.

Sebastian Ritschel, Store-Manager von Runners Point in der Europa-Galerie, berichtet, dass die Interessenten sogar aus Städten wie Koblenz anreisten, nur um den Springblade mit als Erste zu haben.

Wie von Runners Point in Recklinghausen zu erfahren ist, hängt die Beschränkung auf wenige Verkaufsstellen damit zusammen, dass in diesen Läden neue Konzepte erprobt würden (wie immer die aussehen mögen). Saarbrücken, so Runners-Point-Sprecher Bastian Dicke, sei auch wegen der geografisch ausgeglichenen Verteilung berücksichtigt worden.

Foot Lockers Macht

Kurioserweise bekommt man den Springblade im Adidas-Store in der Saarbrücker Bahnhofstraße nicht. Ein leitender Mitarbeiter trägt ihn zwar, kann ihn aber erst im Februar liefern. Hintergrund der künstlichen Verknappung, die wohl Interesse erzeugen soll: Runners Point gehört zum riesigen Schuhkonzern Foot Locker in den USA. "Wenn Foot Locker will, dass es einen Adidas-Laufschuh nur bei Runners Point gibt und nicht bei Adidas selbst, dann geht das", sagt ein Handelsmann, der nicht genannt sein will.

Den Springblade gibt es auch im Internet-Store von Adidas zu kaufen, allerdings mit einem satten Aufschlag von 20 Euro je Paar. Der wird fällig, weil jeder Kunde "seinen" personalisierten Schuh bestellen muss, also die Farben von Obermaterial, Sohle, Innenfutter und Schnürsenkeln selbst bestimmt. Es ist unwahrscheinlich, dass er dabei genau die Farben wählt, die in der Massenkonfektion angeboten werden. Auch dies käme der Polizei in einem Ermittlungsfall zugute. Wenn nur noch solche Unikate herumliefen, wären die Täter noch leichter zu kriegen.

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