Ein lachendes Auge fürs Theater im Viertel

Saarbrücken · Sie war ein Herzstück des Theaters Überzwerg. Ein Treffen mit Anna Schäfer am vorletzten Arbeitstag.

 Anna Schäfer geht zwar in Rente, bleibt aber der Theaterarbeit treu. Sie macht künftig ehrenamtlich weiter. Foto: Pech & Sapel

Anna Schäfer geht zwar in Rente, bleibt aber der Theaterarbeit treu. Sie macht künftig ehrenamtlich weiter. Foto: Pech & Sapel

Foto: Pech & Sapel

Es ist ein ganz besonderer Tag für Anna Schaefer vom Theater Überzwerg, denn es ist der vorletzte Arbeitstag der Leiterin des künstlerischen Betriebsbüros. Und während die meisten Menschen sich auf ihre Rente freuen und ihr entgegenfiebern, würde Anna Schaefer lieber weiterarbeiten. "Mein Herz weint", sagt die viel gefragte Frau bei unserem Besuch. Ein paar Tränchen verdrücken werden auch die Kolleginnen und Kollegen vom Theater Überzwerg. Denn ,,ihre'' Anna war viele Jahre ein Herzstück des Kinder- und Jugendtheaters.

Anna Schaefer wurde im polnischen Katowice geboren und lebt seit 1986 in Saarbrücken. Der Weg zu ihrem Traumberuf im Theater Überzwerg war nicht geradlinig. Ursprünglich hatte sie polnische Philologie studiert und arbeitete anfangs in Saarbrücken als Reiseverkehrskauffrau. "Aber das Organisieren von Reisen war nicht meine Welt", erzählt sie. Und dann passierte das, was sie als "mit das größte Glück meines Lebens" beschreibt: Im Theater Überzwerg wurde eine Bürokauffrau gesucht. "Anfangs war meine Arbeitsstelle noch ganz anders." Aber mit den Jahren sind die Aufgaben gewachsen. "Für meine Nachfolgerin Elke Kremer, die bis jetzt Theaterpädagogin war, habe ich sechs Seiten aufgeschrieben, an was alles gedacht werden muss", sagt sie und lacht.

Anna Schaefer war als Leiterin des künstlerischen Betriebsbüros für die Verträge bei Gastspielen und den Kontakt zum Publikum zuständig oder für die Reservierungen der Schulklassen. Ihr Arbeitsplatz war die Schnittstelle des gesamten Theaterablaufs, bei ihr liefen die Fäden zusammen, und viele Besucher des Theaters kennen Anna Schaefer als Seele des Hauses. "Ich habe die Organisation der Abläufe, die Termine umgesetzt und an die Betroffenen weitergegeben", versucht Anna Schaefer ihren Arbeitsplatz zu umschreiben. Und das fällt ihr an diesem Tag nicht leicht, denn sie ist ein emotionaler Mensch und möchte sich ein Leben ohne das Theater Überzwerg noch gar nicht vorstellen.

Ihr Büro gleicht an diesem Tag einem Taubenschlag. Ständig kommen Besucher, Mitarbeiter oder Bekannte, um der warmherzigen, humorvollen Frau ihre Aufwartung zu machen. "Die Gespräche mit dem Publikum werde ich sehr vermissen", seufzt sie.

Und dann erzählt sie, während sie dabei sichtbar berührt ist, warum sie die Arbeit im Theater Überzwerg so liebte. "Ich hatte absolut freie Hand, konnte komplett selbstständig arbeiten. Das habe ich jeden Tag zu schätzen gewusst." Und die verwitwete Mutter eines erwachsenden Sohnes betont, dass sie 24 Jahre lang jeden Tag gerne zur Arbeit gegangen ist, und dass sie dort ein Stück Zuhause, fast schon ein Stück Familie gefunden hat. Ihre Rente hat sie bereits um acht Monate verschoben. "Ich bin aus internen Gründen länger geblieben", sagt sie und wird wieder von einem Besucher umarmt.

Dass für Anna Schaefer in den nächsten Tagen ein neuer Lebensabschnitt beginnt, möchte sie sich noch gar nicht vorstellen. Aber zu einem weinenden Auge gehört auch ein lachendes Auge. Und bei Anna Schaefer ist das in diesem Fall, dass jetzt schon feststeht, dass sie demnächst im Theater im Viertel (Tiv) ehrenamtlich mithelfen wird. Mit den Leitern des Tiv ist sie seit Jahren befreundet, und so wird sie dort Bürodienste übernehmen und die Künstler betreuen. Damit bleibt sie dem Theaterleben und das Theaterleben ihr dann doch noch erhalten.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort