Ein Kulturzentrum könnte die Not lindern

Saarbrücken · 1 000 Quadratmeter hätte ein Anbau der Musikhochschule in der Saarbrücker Bismarckstraße gebracht. Genehmigt war er, wurde dann doch nicht gebaut. Was tut die Hochschule nun gegen die drängende Platznot? SZ-Redakteurin Ilka Desgranges hat mit Rektor Wolfgang Mayer darüber gesprochen.

 Professor Wolfgang Mayer, Rektor der Musikhochschule, an der Orgel im Konzertsaal. Foto: Becker&Bredel

Professor Wolfgang Mayer, Rektor der Musikhochschule, an der Orgel im Konzertsaal. Foto: Becker&Bredel

Foto: Becker&Bredel

Herr Professor Mayer, die Hochschule für Musik hat zwar ihren Platz in Saarbrücken , aber sie hat zu wenig Raum.

Wolfgang Mayer: Das Land hat in der Amtszeit meines Vorgängers Professor Thomas Duis einen Neubau geplant, hier in der Bismarckstraße 1. Der jetzige Hanus-Bau wäre abgerissen worden, und wir hätten einen Anbau bekommen, der rund 1 000 Quadratmeter mehr an Ausbildungsfläche gebracht hätte. Das war genehmigt, Geld sollte aus dem Konjunkturpaket II des Bundes fließen. Da die Mittel nicht fristgerecht hätten verbaut werden können, wurde der Neubau auf Eis gelegt, das Geld ist in eine Baumaßnahme der Universität geflossen.

Erwarten Sie es wieder zurück?

Mayer: Wegen der bekannt schwierigen Haushaltslage müsste die Universität eine andere Baumaßnahme verschieben, dann würde das Geld frei. Ich denke, da kann man sich verständigen.

Sie haben ja schon ausgelagert, in die Schillerschule, in die Alte Kirche St. Johann.

Mayer: Wir sind dankbar, dass uns die ehemalige Schillerschule mit der ehemaligen Landesgalerie und die Alte Kirche St. Johann vom Land bereitgestellt wurden. Sie sind jedoch kein Ersatz für den Neubau.

Wie hätte die Musikhochschule den Neubau denn genutzt? Für Studios, für Übungsräume?

Mayer: Genau dafür und wir hätten auch die Hochschulbibliothek dorthin verlagert, auch hier haben wir massive Platzprobleme. Den Betrieb der öffentlichen Musikbücherei haben wir in Abstimmung mit dem Land eingestellt, weil wir aus allen Nähten platzen.

Wo sind die Bücher jetzt?

Mayer: Den für die Hochschullehre direkt nutzbaren Bestand haben wir in die Hochschulbibliothek eingegliedert. Ein großer Teil des Gesamtbestandes ist in verschiedenen Bibliotheken untergekommen.

Kann sich eine Hochschule bei solchen Platznöten noch gut entwickeln?

Mayer: Durch unsere Bestenauslese pendelt unsere Studierendenzahl zwischen etwa 420 und 500 Studierenden pro Studienjahr. Das ist für unsere Größe und im Sinne der hohen Qualitätsziele unserer künstlerischen und künstlerisch-pädagogischen Studiengänge eine gesunde Zahl. Es geht uns um Qualität und nicht um Quantität. Bereits hier aber ist der Bedarf für zusätzliche Räume per Gutachten bestätigt worden. Man muss sich klarmachen, dass man in einem Hörsaal der Universität die Zahl der Studierenden verringern kann, wenn er zu klein ist. Wir können aber nicht aus Raumnot zum Beispiel die Holzbläser aus einem Orchester nehmen und dann weiterspielen.

Der Neubau ist nicht in Sicht. Was können Sie tun?

Mayer: Wir haben Gespräche mit der evangelischen Kirche geführt, ob wir das evangelische Gemeindezentrum neben der alten Kirche in St. Johann nutzen können. Da gab es positive Signale seitens der Kirche und seitens des Kultusministeriums. Die Gespräche auch mit dem Finanzministerium und mit dem Bau- und Liegenschaftsamt waren auf einem guten Weg. Im Moment sind sie leider ins Stocken geraten. Wenn es uns gelänge, das evangelische Gemeindezentrum zu nutzen, könnte ich es mir zusammen mit der evangelischen Kirche, die wir schon nutzen, als ein neues Kulturforum vorstellen. Auch zusammen mit dem wunderbaren Vorplatz. Wir haben dazu ein Konzept vorgelegt.

Wie kümmert sich denn die Stadt um die Musikhochschule ?

Mayer: Ich war von der Oberbürgermeisterin in die Dezernentenrunde eingeladen, um die Musikhochschule vorzustellen. Dort haben wir auch die Raumnot angesprochen. Das ist auf offene Ohren gestoßen, letztendlich hat die Stadt uns aber keine Räumlichkeiten anbieten können. Wir verstehen uns allerdings als Hochschule des Saarlandes, und wenn man so will, kann man sich die Musikhochschule auch überall im Land vorstellen. Für 2016 ist eine Saarlandtournee des Hochschulorchesters in Vorbereitung. Mit dem Orchester müssen wir in größere Hallen. Mit kleineren Ensembles aber würde ich gerne auch interessante Orte bespielen, die normalerweise nicht bespielt werden.

Sie sind 2005 aus Speyer als Professor an die Musikhochschule gekommen und seit 2012 Rektor. Wie schätzen Sie die Stadt Saarbrücken ein?

Mayer: Ich fühle mich hier sehr wohl. Die Menschen sind offen, und die Nähe zu Frankreich ist etwas ganz Besonderes. Für meine Hochschule, aber auch für die Stadt Saarbrücken setze ich große Hoffnungen auf das Gemeindezentrum als kulturelles Forum, das in die Stadt und das Land ausstrahlt. So könnte man auch Menschen helfen, eine gewisse Schwellenangst zu überwinden und die Hochschule noch mehr für alle Generationen öffnen.

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