Saarbrücker machen seit jeher nicht jeden Modetrend mit. Doch "Normcore", soviel weiß ich gewiss, war schon da, bevor es der letzte Schrei wurde. Zumindest tragen Männer über 45 nie etwas anderes, oder? Natürlich kann man in einer Jeans und Shirt gut gekleidet sein, aber ein wenig Abwechslung, ein wenig Farbe, mal Hut, mal schicke Chinos, liebe Männer, schadet nicht. Doch Mode belohnt manchmal auch bequeme Hartnäckigkeit und ja, man darf sich nun ein Bravo auf die verwaschene T-Shirt-Schulter klopfen.

Doch missen möchte ich diejenigen, die sich besonders herausputzen, nicht: So wie die Dame mit Kostüm und Hut, die jeden Tag über den Markt spaziert, um dann in ihre Wohnung über der Milk Bar zu verschwindet oder meine ghanaische Nachbarin, die bunte Turbane bindet oder die unbekannte Frau, die am Wochenende an einer Hand ihren Sohn und in der anderen einen Sonnenschirm durchs Nauwieser Viertel führte. Der Schirm war aus weißer Spitze, sah aus als wäre er aus längst vergangener Zeit und zauberte der Frau ein Licht-Schatten- Spiel ins Gesicht. Mir gefiel's.

Was mir 25 Jahre lang aber überhaupt nicht gefiel, waren Birkenstocks. Das Höflichste, was mir zu den Latschen einfiel, war ein "Bequem", das ich durch schmale Lippen schob, wenn jemand mit Korksohlen an den Füßen nach einer Beurteilung verlangte. Doch "Birkis" sind - dank des Normcore-Trends - gerade schwer hip. Ob ich welche will? Ja! Was interessiert mich mein Geschwätz von vor 25 Jahren? Bei Mode darf man ständig seine Meinung ändern: Sie ist schnell, nicht lebensernst, lediglich darauf ausgelegt, ein wenig Spaß zu machen. Oh, und das tut manchmal einfach gut!

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