Ein ganz besonderer Start ins Arbeitsleben

Saarbrücken · Der Verein Miteinander Leben Lernen (MLL) ist seit Jahrzehnten an der Seite von jungen Menschen mit Behinderung. Er hilft ihnen auch beim Schritt ins Berufsleben. Der Verein hat wichtige Partner: heimische Betriebe und die Agentur für Arbeit.

 Zu Yannic Brookmanns Aufgaben im Globus-Einkaufszentrum gehört es, die Regale zu bestücken. Foto: MLL

Zu Yannic Brookmanns Aufgaben im Globus-Einkaufszentrum gehört es, die Regale zu bestücken. Foto: MLL

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Normalerweise sind die acht Jugendlichen morgens in den Betrieben. Aber heute ist ein besonderer Tag. Denn Karsten Alt von der Globus-Stiftung ist zu Gast beim Verein "Miteinander Leben Lernen " (MLL), der sich seit mehr als 30 Jahren für die Gleichberechtigung behinderter Menschen in allen Lebensbereichen einsetzt.

Die Jugendlichen nehmen teil am Projekt "Berufsvorbereitung inklusive", das Jugendlichen mit Unterstützungsbedarf die Integration in den allgemeinen Arbeitsmarkt ermöglichen soll. "Wir wollen keine Konkurrenz für Behindertenwerkstätten sein, sondern den Jugendlichen eine Alternative bieten", sagt Projektleiter Erhard Augustin. Damit das funktioniert, besuchen sie zunächst Vorbereitungskurse im MLL.

Es folgen Praktika in saarländischen Betrieben. Sie treffen sich einmal pro Woche im MLL zum Erfahrungsaustausch. Die Globus-Stiftung unterstützt das Projekt nun mit einem vierstelligen Betrag.

Als kleines Dankeschön berichten die Jugendlichen Karsten Alt von ihrem Alltag. Eine von ihnen ist Svenja. Sie macht ein Praktikum bei einem Tierarzt, wo es ihr sehr gut gefällt. Auch wenn exotische Tiere dabei sind: "Ich kann gut mit den Tieren umgehen", erzählt sie. Bei Schwierigkeiten im Betrieb oder bei der Organisation des Arbeitsweges bekommt sie, wie die anderen, Unterstützung von den Mitarbeitern des MLL, die meist ausgebildete Heilerziehungspfleger und Sozialpädagogen sind. Pro Teilnehmer gibt es drei Mitarbeiter, sodass eine individuelle Begleitung möglich ist. Die Bundesagentur für Arbeit finanziert das Projekt. "Weil wir einen so hohen Personalschlüssel haben, sind wir zusätzlich auf Spenden wie die der Globus-Stiftung angewiesen", sagt MLL-Geschäftsführerin Ilse Blug.

Moana macht gerade ein Praktikum im Seniorenheim. Zu ihren Aufgaben gehören hauswirtschaftliche Tätigkeiten, aber vor allem die Unterhaltung der Senioren. Am Klavier sorgt sie dabei auch für die musikalische Gestaltung des Alltags. Moana lebt in einer von zwei integrativen Wohngemeinschaften des MLL. "Ich will dort nie wieder ausziehen", sagt sie und lacht. Mit ihrem musikalischen Talent ist sie in der WG nicht allein. Eine ihrer Mitbewohnerinnen hat das Hobby zum Beruf gemacht. Nachdem auch sie an einer Maßnahme des MLL teilgenommen hat, hat sie nun eine sozialversicherungspflichtige Anstellung im Krankenhaus und unterstützt dort die Musiktherapeuten. "Ohne die Betriebe wären solche Entwicklungen natürlich nicht möglich", sagt Erhard Augustin. Die Einstellung eines Jugendlichen mit Benachteiligung erfordert beim Betrieb Sensibilität und fachliche Unterstützung. Yannic Brookmann (19) beispielsweise fühlt sich in seinem Praktikum bei Globus richtig wohl. Seine Kollegen haben ihm spezielle Ablaufpläne erstellt, die ihm helfen, seine Arbeit zu organisieren. So arbeitet Yannic inzwischen sehr selbstständig, beispielsweise beim Einräumen von Waren. "Etwa 70 Prozent der Leute, die von der Arbeitsagentur zu uns kommen, können wir erfolgreich an den Arbeitsmarkt vermitteln", erklärt Ilse Blug. Die Quote verwundert niemanden, der die Teilnehmer und ihre Motivation erlebt hat. Diese Erfahrung macht auch Karsten Alt: "Ich bin richtig beeindruckt", sagt er zum Schluss.

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