Ein Finale mit Gänsehaut

Saarbrücken · Gerammelt voll war trotz diesigen Wetters der Schlossgarten auch zum letzten Termin der Open-Air-Reihe „Sonntags ans Schloss“. Zur Abschluss-Matinee 2013 spielte Thorbjørn Risager.

Der Andrang zu "Sonntags ans Schloss" ist gewaltig. Und seit auch die französische Presse die Reihe entdeckt hat, zieht es immer mehr Gallier ans Chateau. Bei der letzten Blues-Matinee dieser Saison führte nun gestern das parallele Oldtimer-Treffen auf dem Schlossplatz zu einer verschärften Parksituation: Entlang der komplett zugestellten Franz-Josef-Röder-Straße sah man Autofahrer sich verwegen in noch so kleine Lücken zwängen.

Claude Adam-Brettar, künstlerischer Leiter der vom Kulturforum des Regionalverbands Saarbrücken veranstalteten Reihe, zieht ein durchweg positives Fazit dieser 25. Ausgabe. Neun von zehn Gruppen der Blues-Matineen waren zum ersten Mal dabei. "Das hat dem Publikum gefallen. Ich hatte eine unglaubliche Resonanz", freut sich Adam-Brettar. Dass viele junge Bands darunter waren, wertet er als Indiz, "wie lebendig der Blues auch in deutschen Landen ist". Außerdem habe er es darüber geschafft, vermehrt auch junge Zuhörer aus den Federn zu kriegen.

Bei den alternativ orientierten Soireen, die vom Besuch her mit den Matineen gleichgezogen hätten, dominiere ohnehin junges Publikum. Längst ein Selbstläufer sei die nachmittägliche "Kultur für Kids" mit "starker saarländischer Künstlerbeteiligung".

Den Saarländern räumt "Sonntags ans Schloss" seit drei Jahren jeweils zum Saisonschluss auch die Abendbühne frei - die gestrige Soiree gehörte den Neunkirchern "Rescue the Anne", einer der dienstältesten Independent-Formationen Deutschlands.

Zuvor jedoch enterte zum morgendlichen Finale der Däne Thorbjørn Risager mit Band die Bühne. Die siebenköpfige Truppe war die einzige Formation, die das Matinee-Publikum bereits kannte: Die fabelhaft entspannt aufspielenden Jungs mit dem druckvollen Gebläse waren bereits 2008 und 2009 im Schlossgarten zu Gast. Risager pflegt einen geschmacklich über jeden Zweifel erhabenen Retro-Stil mit allerlei Wiedererkennungswerten. Ob munterer Jump-Blues, treibender Rhythm'n'Blues, schwarzer Soul, New Orleans-Swamp oder stimulierender Boogie Woogie - die Kapelle macht bei ihren gehaltvollen Eigenkompositionen Anleihen bei Blood, Sweat & Tears & Co und braut daraus eine abwechslungsreiche Mixtur, die in jeder Beziehung authentisch nach 50er und 60er Jahren klingt. Markenzeichen ist Risagers kraftvolle, kernige Stimme, die bei beseelten Balladen die Gänsehaut treibende Intensität eines Ray Charles erreicht. Sympathisch auch, dass hier jedes Bandmitglied mal moderieren durfte. Auf baldiges Wiederhören!

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