Ein Festtag für die Verfechter einer besseren Psychiatrie

Saarbrücken · Von Medizin und Behörden im Stich gelassen, mussten die meisten Psychiatriepatienten nach der Entlassung noch in den frühen Achtzigern schnell wieder in geschlossene Anstalten. Personal von dort wollte diese „Drehtürpsychiatrie“ beenden.

Seit gut 30 Jahren gibt es den Arbeitskreis betreutes Wohnen Saarland. Das feierte der Verein mit Gästen dieser Tage in der Försterstraße. Menschen, die damals in der Psychiatrie arbeiteten oder gearbeitet hatten, gründeten den Arbeitskreis Betreutes Wohnen 1983.

Aus traurigem Anlass, denn wer damals aus Heimen und Anstalten entlassen wurde, bekam nur wenig oder gar keine Hilfe. Das führte viele Patienten schnell wieder hinter die Anstaltsmauern zurück. "Drehtürpsychiatrie" war damals alltäglich.

Der Arbeitskreis Betreutes Wohnen sollte das ändern. Er baute ambulante Hilfen mit auf, damit Patienten weitgehend ihr Leben selbst regeln können. Seit der ersten Wohngruppe 1985 wuchs die Zahl der Angebote ständig. 1990 öffnete die sogenannte Tageskontaktstelle in der Försterstraße 25, St. Johann.

Großes Lob für Gisela Krisam

Im Jahr 2003 kamen "Hilfen zum selbstbestimmten Leben und Wohnen" hinzu, Fachbegriff: "Sozialbeistandschaften". Was beutet: Die Patienten haben nach ihrer Entlassung aus Kliniken oder Heimen Helfer an ihrer Seite, die ihnen ganz nach Bedarf beistehen. Bezirksbürgermeisterin Christa Piper blickte beim Empfang auf die Psychiatrie in den frühen achtziger Jahren zurück: "Der Integrationsgedanke war damals ein zartes Pflänzchen, und die Inklusion war noch ganz weit weg." Über 30 Jahre lang habe sich das betreute Wohnen inzwischen bewährt, Hunderte hätten davon profitiert.

Frau der ersten Stunde war Gisela Krisam. Nach so vielen Jahren als Projektleiterin übergab sie nun diese Aufgabe aus Altersgründen an ihre Nachfolgerin Irmgard Jochum. Krisam freute sich über das viele Lob, das ihr zum Abschied zuteil wurde. Etwa aus dem Sozialministerium, das ein Mitglied der Stabsstelle Integration zur Feier entsandt hatte. Klaus Kunz sagte über Gisela Krisam: "Sie hatte Recht mit ihrer Vision." Sein Versprechen an die Nachfolgerin: "Sie wird bei uns immer offene Türen finden." Neben vielen Ehrengästen waren auch viele aktuelle und ehemalige Betreute zum Sommerfest in die Försterstraße gekommen.

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