Ein Fall für die „Klang-Detektive“

Saarbrücken · Die Musiktheaterpädagogin Eva Binkle hat ein Kinderkonzert mit dem Titel „Klang-Detektive“ entwickelt. Dabei erforschen Kinder aus dem Publikum, was in einem Orchester alles vor- und schiefgeht.

 Ein mutiger junger Mann aus dem Publikum bewies, dass jedes Kind ein Orchester dirigieren kann. Fotos: Iris Maurer

Ein mutiger junger Mann aus dem Publikum bewies, dass jedes Kind ein Orchester dirigieren kann. Fotos: Iris Maurer

"Was ist denn da schon wieder los?!" Musiktheaterpädagogin Eva Binkle wundert sich. Da holtert's und poltert's im Orchester - und wer ist Schuld? Natürlich, die Schlagwerker. Jene "Gruppe von Leuten, die sich ein bisschen schwierig benimmt", wie Binkle das definiert. Doch wie sich im Lauf einer Stunde herausstellt, passieren auch in anderen Instrumentengruppen merkwürdige Dinge: Es schleichen sich jede Menge falscher Noten ein, weil einigen Musikern regelrecht die Hände gebunden scheinen. Kakophonie bricht aus, Noten verschwinden, und beim Tambourin reißt gar das Fell. Wer kann das Rätsel lösen? Ein ganz klarer Fall für die "Klang-Detektive": So heißt das neue Kinderkonzert des Staatsorchesters, ausgedacht, konzipiert und moderiert von Binkle, das am Sonntag im gut besuchten Saarländischen Staatstheater (SST) Premiere hatte.

Kleine Orchesterkunde

 Nach dem Konzert zeigte Duckkyu Yoon den Kindern, wie man Kontrabass spielt.

Nach dem Konzert zeigte Duckkyu Yoon den Kindern, wie man Kontrabass spielt.



Zusammen mit dem musikalisch nicht besonders versierten, aber umso großspurigeren Schnüffler Oskar Ohrentaub (verkörpert von Schauspieler Roman Konieczny) dürfen kleine Zuschauer ab sechs Jahren auf die Suche gehen, wer hinter den Sabotageakten steckt. Als recht harmloser Übeltäter entpuppt sich eine große Spinne, die mit ihren Fäden alles zukleistert und als gewaltiges Plüschvieh zu Klängen von Modest Mussorgsky vom Schnürboden herab schwebt - begeistertes Kreischen im Saal. Doch bis die Spinne mit einer rasanten Tarantella vertrieben wird, ist reichlich Zeit für eine kleine Orchesterkunde: Nach dem schwungvollen Auftakt mit Tschaikowskys Nussknacker lädt etwa Jean Sibelius' düsteres "Finlandia" dazu ein, vor allem die Klangwirkung der Blech- und Holzbläser genauer unter Ohrentaubs überdimensionale Lupe zu nehmen. Und als die Spinne bei Georges Bizets "Carmen" einen Streicherbogen mopst, ist das die optimale Gelegenheit, die Streicher mal pizzicato spielen zu lassen.

Kollektives Mitsingen ist natürlich auch angesagt, bei Bizets schmissigem Torero-Marsch. Sympathisch, dass Generalmusikdirektor Nicholas Milton selbst das Ganze musikalisch leitet und jeden Unfug gut gelaunt mitmacht. Er lässt es sich gefallen, von Ohrentaub mit "Herr Pinguin" angeredet zu werden. Und als er seinen Taktstock an einen mutigen kleinen Jungen abgibt, muss er konsterniert feststellen, dass der das Orchester genau so gut dirigiert wie er selbst.

Wieder: Mittwoch, 24. Juni, 11 Uhr, SST. Karten, Infos: Tel. 0681/3092-486, www.theater-saarbruecken.de

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