Ein Denkmal als Zuhause

St Johann · Architekt Heinrich Güth, der Erbauer der Johanneskirche, hat 1902 das Reihenhaus in der Uhlandstraße 9 entworfen. Seit 2005 gehört es Christoph und Sabine Friedl. Für den Erhalt des Hauses haben sie am 8. Oktober in der Kategorie „Private Eigentümer“ den saarländischen Denkmalpflegepreis bekommen.

 Sabine Friedl vor ihrem denkmalgeschützten Jugendstilhaus in der Uhlandstraße 9. Fotos: Iris Maurer

Sabine Friedl vor ihrem denkmalgeschützten Jugendstilhaus in der Uhlandstraße 9. Fotos: Iris Maurer

 Architektonische Details am Jugendstilhaus Uhlandstraße 9. Die Eigentümer-Familie Friedl erhielt dafür einen Denkmalpflegepreis.

Architektonische Details am Jugendstilhaus Uhlandstraße 9. Die Eigentümer-Familie Friedl erhielt dafür einen Denkmalpflegepreis.

Dass Heinrich Güth die Hausfassade entworfen hat, sieht man an der Rose zwischen typischen Jugendstilsymbolen wie Laubblättern, Sonne, Löwe und Bienenkorb. Alles ist aus weißem Stuck und hebt sich vom blauen Hintergrund ab. Die Rose stammt aus dem Wappen St. Johanns und fehlt an keinem von Güths Bauten.

Dass sie und die anderen Symbole heute noch am dreistöckigen Reihenhaus in der Uhlandstraße 9 erhalten sind, ist das Werk von Christoph und Sabine Friedl. Vor elf Jahren sind sie und ihre Kinder in das Haus gezogen. Hohe Räume, Holzböden, Erker, bunte Fenster sowie Stuck an Fassade und Zimmerdecken lassen das Haus hell, verspielt und offen wirken. Seit 2005 haben sie es sanieren lassen und dabei so viel wie möglich von dem denkmalgeschützten Gebäude erhalten. "95 Prozent", schätzt Sabine Friedl. Der saarländische Denkmalpflegepreis zeichnet besonders engagierte Menschen aus, die sich für den Erhalt von saarländischem Kulturgut einsetzen. Am 8. Oktober haben Christoph und Sabine Friedl als Preisgeld 5000 Euro bekommen. Was Haus und Sanierung gekostet haben, möchte Friedl nicht erzählen. "Viel", sagt sie.

Es war eine Menge zu tun: die Fassade streichen, Bäder renovieren, Wasserrohre und Stromleitungen neu verlegen, Holzböden restaurieren, den Stuck in den Zimmern wieder freilegen, Fensterrahmen schleifen und streichen, Linoleum legen und die Kachelöfen überholen. "Vieles war Friemelarbeit", erzählt Friedl.

Selbst das vor ein paar Jahren noch morsche Gartenhäuschen steht nun unter Denkmalschutz. "Für die Schiebetüren in der Beletage-Wohnung haben wir alte Scherben und Glasstücke mit Bleifassung auf dem Dachboden gefunden", so Friedl. Damit hätten sie die kaputten Butzenscheiben geflickt. Fenster mit Blumen im Glas zieren auch die beiden Erker der Beletage, in der die Familie lebt. "Im Winter zieht es aber durch die Fenster", schmunzelt Friedl. Einiges im Haus haben sie auch umgebaut: Die vergrößerte Küche, die Terrasse zum Garten hinterm Haus und die Treppe vom Erdgeschoss in den ersten Stock mussten Landesdenkmalamt und Bauamt genehmigen. "Wir haben uns schon vor dem Hauskauf beim Denkmalamt informiert", berichtet Friedl: "Die Leute dort waren für uns immer gute Ratgeber." Hilfe bekamen sie auch von Restaurator Ulrich Jung, der "mit sehr viel Feingefühl" die Fachwerkelemente an der Fassade, die Schiebetüren und das Gartenhäuschen bearbeitet hat. Früher hat Familie Friedl in der Geibelstraße gewohnt. "Aber es war immer mein Traum, in einem alten Haus zu wohnen", lächelt Friedl. Auch ihren Kindern gefällt es. Im breiten Flur der Beletage hängt ein Trapez von der Decke.

"Früher haben die Menschen Schaukeln und Ringe für ihre Kinder in den Häusern gehabt", berichtet Friedl. "Wir haben ein Trapez an die alten Haken gehängt. Meine Tochter turnt gern daran." Bevor sie in die Beletage zogen, wohnten sie im Erdgeschoss.

Heute ist dort Friedls Laden "Grünstreifen" untergebracht, in dem sie ökologisch fair produzierte Mode, Stoffe und Schmuck verkauft. Das Herzblut, das sie in ihr Haus gesteckt haben, betrachten die Friedls als "unbezahlbar".

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